Meine Mutter,

Elisabeth Schulte-Schulenberg, geb.Schräder aus Greven bei Münster in Westfalen

/ Die Kauffrau.
 
 

Großvater Alfred Schräder hatte mit seiner Ehefrau , der Buergermeisterstochter Antonia Kempkes aus Goch (*1873 +1943)     10 Kinder, davon 8 Töchter. Die älteste Tochter war Elisabeth, meine Mutter (*1904 +1968) . Sie hat den Aufbau der Firma Schräder und die Erziehung ihrer jüngeren Geschwister voll mit getragen.

Meinem Vater ist sie stets eine treue und hoechst leistungsfaehige Helferin gewesen.

Der Erwerb und Ausbau unseres Kaufhauses in Kamen in Westfalen war wesentlich ihrer ungemein kompetenten Mithilfe zu verdanken. In den Kriegsjahren hat sie das Haus mit einer Stammbesatzung von ca. 70 Personen souverän geführt. Sie ist eine wahre Kauffrau gewesen.
 
 

Meine Mutter mit unserem Kaufhaus (Rueckseite) in Kamen 1944 auf der Leitpziger Messe.






Eine der bewegendsten meiner Kindheitserinnerungen zeigt sie mir in ihrem Privatbüro (unmittelbar neben dem Hauptverkaufstrakt gelegen) mit 2 GESTAPO - Maennern im Gespraech. In dem Moment war sie in hoher Gefahr, ins Konzentrationslager mitgenommen zu werden. Auch unser oertlicher Polizeichef, ein Freund unserer Familie, hatte sie nicht mehr schuetzen koennen. "Frau Schulte haelt die Klappe nicht!" So raunte man in Kamen. Sie hat ihr katholisches Bekenntnis nie verraten und unsere Kirchengemeinde staendig auch mit erheblichen Finanzen unterstuetzt. Das war den Nazis dann in den letzten Tagen ihrer Macht zu viel des Widerstandes geworden.

Frauen, wie meine Mutter, haben Deutschland an der Seite ihrer Maenner treu durch 2 Weltkriege aus Schutt und Asche wieder zu Wohlstand gebracht.
Ihr Know-how ist voellig unersetzbar.

Die Unternehmungen nach dem 2.ten Weltkrieg, als mein Vater in Kriegsgefangenschaft war sind in höchstem Masse gefaehrlich gewesen. Das Kaufhaus mit Waren zu versorgen, als es NICHTS in Deutschland mehr gab, ist ein Kunststück gewesen, das ein einziges grosses Abenteuer genannt werden muss. Ich habe sehr konkrete Erinnerungen an diese Nachkriegszeit. Wenn ich daran denke, welche Lebensgefahren diese Frau eingegangen ist, straeuben sich mir noch heute die Haare. Sie hat damals vielen Menschen substanziell geholfen.

Ihre Treue und ihr Mut sind mir vor Augen. Auch heute, an Allerseelen, dem 02. November 1999.
 
 

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Gestapo, Abkürzung für Geheime Staatspolizei, gängige Bezeichnung für die politische Polizei im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1933 und 1945. Die Gestapo war ein zentrales Ausführungsorgan der nationalsozialistischen Herrschaft und als solches verantwortlich für den organisierten Terror in Deutschland und in den während des 2. Weltkrieges von Deutschland besetzten Gebieten.[...] Die Gestapo konnte demnach willkürlich und ohne Gerichtsbeschluss vermeintliche und tatsächliche Gegner des Regimes und andere unerwünschte Personen verfolgen und verhaften, in „Schutzhaft" nehmen und in Konzentrationslager einweisen; rechtliche Schritte gegen solche Maßnahmen waren nicht möglich. In den Konzentrationslagern selbst, deren Inspekteure ihr unterstanden, war die Gestapo zuständig für die Vernehmung der Verhafteten; sie bestimmte die Verhörmethoden und welche Häftlinge einer Sonderbehandlung unterzogen, d. h. ohne Gerichtsverfahren hingerichtet wurden. Die Folterungen und die Morde seitens der Gestapo blieben entsprechend dem Gesetz vom 10. Februar 1936 ungeahndet.

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