002_

Die alten Krieger! & Der junge Friede?  (zugehört)

Soeben:

Sophia Deeg, Friedensaktivistin (war bei Arafat in Ramallah)

Igal Avidan, israelischer Journalist.

Thema:

Nahost

--

(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“)

SM Sandra Maischberger

D    Sophia Deeg

A    Igal Avidan

START

--

SM

Haben Sie die erzielte Aufmerksamkeit erregt?

D

Ja. Sehr viele Anfragen bekommen. Auch international.

Von ca. 200 Aktivisten international - war ich mit meiner Tochter alleine aus Deutschland.

--

SM

Ihre Tochter ist noch im „Hauptquartier“ Arafats. Ist Ihre Tochter heute (neuer Terroranschlag auf Bus) aktuell besonders gefährdet?

D

Ich hoffe nicht. Wir hatten nicht die Absicht als Martyrer aufzutreten. Wir rechnen auch mit der Zivilisiertheit der israelischen Militärs. Meine Tochter klingt (am Handy) sehr zuversichtlich. Dort sind viele junge Leute der Auffassung, dass die Aktion viel Sinn macht. Meine Tochter wollte unbedingt dort bleiben, weil dann wenigstens 1 Deutsche (auch als Politikum) anwesend ist.

--

SM

Wie stellt sich die Situation dort im Hause dar?

D

Arafat hat keinerlei Kontakt mehr nach außen. Er hat keine Kontrolle mehr. Seine Verteidiger sind bessere Bauernburschen mit notdürftiger Bewaffnung. Er hat uns zum „Abendessen „ (etwas Käse und Oliven) eingeladen. (Hat nichts mehr)

Arafat ist keine Idealfigur für mich. Wir sind auch nicht von ihm ins Haus eingeladen worden, sondern von Ärzten, welche Ambulanzen aufrecht zu erhalten versuchten. Weil Ausgangssperre verhängt ist, wird ALLES beschossen.

Ich wollte nicht als Schutzschild für Arafat funktionieren, hatte jedoch mit einer großen Gruppe internationaler Friedensaktivisten zusammen als Gruppe die Möglichkeit, den Krankenhauspatienten öffentliches Interesse (als Schutz vor Verschleppung) zu verschaffen.

--

SM

Wie ist die Stimmung unter den Palästinensern?

D

Die Stimmung ist sehr, sehr verzweifelt. Egal ob Ärzte oder einfache Bauern. Die elementarsten Rechte sind völlig eingeschränkt. Ich hörte nie aggressive Töne von den Palästinensern (in meiner unmittelbaren Nähe).

--

SM

Wie sind Sie (als Lehrerin) überhaupt dazu gekommen, so etwas zu tun?

D

Ich bin immer schon in internationale Zusammenhänge involviert gewesen und habe Bekannte unter den Palästinensern.

Seit Jahren machen wir in München schon Öffentlichkeitsarbeit für Palästina.

PAUSE

--

SM

Sie wollten als Israeli eine Israelin interviewen, die mit Ihnen im Hauptquartier war?

A

Weil ich Israeli bin, wollte ich die israelische Friedensaktivistin im Hauptquartier befragen.

--

SM

Was halten Sie davon, dass eine Deutsche dieses Risiko eingeht?

A

Ich weiß nicht, was das bringt. Man kann sehr wenig abschätzen, wie weit dieses Risiko gerechtfertigt ist.

D

Wir sind NICHT auf ein Himmelfahrtskommando eingegangen. Wir waren in der Gruppe geschützt.

--

SM

Arafats Überweisungen an die Kämpfer sind belegt. Wie kommen Sie in den Besitz der Dokumente.

A

Die Dokumente sind doch öffentlich. – Ich unterscheide unter Solidarität mit leidenden Palästinensern und Jasir Mohammed Arafat (*1929), - der eine große Schuld am Leiden der Palästinenser und der Israelis hat.

D

Auch wegen Arafat gibt es in den Palästinensergebieten keine demokratischen Strukturen, sodass die jungen Leute nur Ideologien haben.

--

SM

Würden Sie wünschen, dass Friedensaktivisten mehr Solidarität mit der israelischen Bevölkerung praktizieren?

D

Das funktioniert doch nicht, wenn wir in den Bussen mitfahren. Einer militärischen Macht können wir uns entgegen stellen. Bei Selbstmordattentätern sind wir machtlos.

--

SM

Presseverhalten?

A

Das muss differenziert beurteilt werden. (Ariel Sharons [*1929 ] Terminologie ist in Deutschland problematisch.)

--

SM

Die Weltorganisationen sind sich einig, dass das israelische Militär zu weit gegangen ist.

A

Sharon ist der (irrigen) Meinung, man könne den Terrorismus ausrotten.

--

SM

2 alte Politiker ( beide * 1929) wollen alte Rechnungen begleichen?  (Lt. Ihren E-Mailexplorationen)

A

Die sind wie Drogensüchtige, Waffensüchtige. Man muss sie trennen.

--

SM

„Fischerplan“ Konsequenz: Palästinenserstaat?  Nur Plan, Papier?

A

Demokratisierung ist ein wichtiger Punkt in diesem Papier. Das hat (aber) auch einen innenpolitischen Aspekt.

D

Waffenstillstand kann doch gar nicht mehr organisiert hergestellt werden. Wenn die Palästinenser Land bekämen, dann würden sie aufhören.  Die Anschläge sind auf den neuen Druck zurückzuführen.

A

Einspruch. Die begannen (bereits) mit Shimon Peres. (*1923)

--

SM

Deutsche Soldaten in Israel?

A

Viel zu heikel. Wenn etwas passiert – müssen Sie viele Talkshows machen.

Die Frage ist, ob diese Leute ihr Leben riskieren wollen. Man darf nicht so blauäugig sein, wenn man über UN-Truppen spricht. Wir haben da ganz schlecht Erfahrungen.

Es ist vielleicht so, wie bei einem Ehestreit: Man muss sich trennen. Dann bekommt man nach einiger Zeit vielleicht sogar wieder Sehnsucht.

D

Den Hass (!) habe ich weder bei Israelis noch bei Palästinensern angetroffen.

END

Bye!

charly1

( mailto:elmar@schulte-schulenberg.de )



HOME
HOME
Zur Leitseite GEOGRAPHIE
GEOGRAPHIE
Zur Leitseite SOZIOLOGIE
SOZIOLOGIE
Zur Leitseite OEKONOMIE
OEKONOMIE