Manöver & Risiken    (zugehört)

- Oder Vita:   "Bauer - König - matt -  ?"
 

Soeben, 23.April 2002, Uhr 17,15

Zu Gast:
Dr. Georg Kofler, Premiere-Chef (Geschäftsführer)
Thema
Kirch-Pleite, Zukunft von Premiere

---
(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage
und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg.
Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
--

SM  Sandra Maischberger
K     Dr. Georg Kofler

START
 

SM
Heute vor Publikum aus Vier Jahreszeiten Kempinski München

"Der Applaus gilt einem Mann, der im Moment die wahrscheinlich
interessanteste Schachfigur auf dem Schachbrett der Kirchinsolvenz ist, und zwar
auf der Seite von Leo Kirch. Wahrscheinlich nach Leo Kirch der interessanteste.
[...] .. die Sender pro7, Kabel 1 und N24 erfunden und dann auch zum Teil geleitet
hat.[...]"

Herr Dr. Georg Kopfler ist heute Geschäftsführer von Premiere.  (seit Anfang des Jahres)
Was werden Sie morgen sein?
K
Es wird morgen - ganz sicher - so sein, wie heute. Natürlich verhandele ich.
Ja. Ich schlafe gut. Und warum sollte ich schlecht aussehen?

SM
Kirch soll Kirch retten?
K
Da bin ich der falsche Adressat. Das will ich nicht kommentieren.
Die neue Geschäftsführung im Insolvenzverfahren ist erfolgreich bei der Aufklärung.

SM
Sie wären ein guter Berater für die Insolvenzsituation?
K
Ja. Aber ich bin jetzt auf der anderen Seite  ("Einkäufer")
Bei Kirch sind Profis am Werk. Da bin ich unbesorgt.

SM
Warnung an Kirch vor Dekoder?
K
Das war immer das Problem. Dekoder waren damals technische Novität.
Ich habe das Risiko mit pro7 gesehen  (Abonnement-Fernsehen;  nicht "Pay-tv").

SM
Hätte Kirch Ihnen damals zugehört, wäre er jetzt nicht pleite?
(7,2 Mrd EUR Schulden.)
K
Ich hätte vielleicht auch Fehler gemacht; - evtl. andere.

SM
Ich habe einen Dekoder. Wie lange noch werde ich bunt sehen?  ;-)
K
Es wird weiter laufen. Ich schreibe Ihnen keinen beunruhigenden Brief, weil nicht nötig.
Wenn Sie nichts mehr sehen, dann bezahlen Sie nicht mehr. :-))

SM
Wie weit sind die Gespräche mit Bertelsmann?
K
Stillschweigen vereinbart
Ja, Telekom ist auch ein großes Haus. - -
Ich will nichts bestätigen oder dementieren, weil es manche gibt, die an Premiere interessiert sind.

SM
Bis 15.Mai 2002  (Fußballrate) muß Premieres Vertrag in trockenen Tüchern sein?
K
So schnell geht das nicht. Muß auch nicht.

SM
Als studierter Kommunikationswissenschaftler: "Porno rettet Premiere" ?
Und: Schuldenwachstum pro Tag? (Bitte präzise)
K
Porno: Quatsch. Dürfen wir gar nicht senden.
Schuldenwachstum (zauder, zauder): Zwischen 1/2 Mio EUR - und evtl. ein wenig darüber.

SM
Nach der Werbung sprechen wir über Berlusconi, Ihren Ministerpräsidenten.

PAUSE

SM
Mit 45 Jahren zu jung für einen Lebensrückblick?
"Schwerer Start - schneller Erfolg"
K
Ich hatte viel Glück und bin zufrieden.
Alles war Herausforderung; - keine Belastung.

SM
Vater war Holzfäller aus Südtirol?
K
Ja. Zu Hause sehr bescheidene Verhältnisse. Meine Mutter Näherin in einer Textilfabrik - nach des Vaters Tod.
Als ich das erste Geld verdiente (DM 2.200,00), konnte sie aufhören, für DM 500 zu nähen.

SM
Vater Gastarbeiter in Deutschland gewesen?
K
Ja. Damals war das eine ganz natürliche Wanderbewegung. Vater bei Mannesmann Schachtmeister geworden und bei einem Unfall ums Leben gekommen.

SM
Der Politikwissenschaftler beurteilt die Zuwanderersituation in Deutschland heute wie?
K
Viele Heuchler tun so, als ob das alles so einfach wäre.
Ich glaube, daß die Integrationsfähigkeit einer Gesellschaft begrenzt ist. Bei uns in Deutschland sind die Grenzen erreicht.

SM
Berlusconi gewählt?
K
Ich habe nicht gewählt, - aber ich habe viel Sympathie für ihn. Sein beträchtliches Verkäufertalent hat die Reform auf die Straße gebracht.
"Mediendiktatur" von Reinhold (Messner) ist abwegig.

SM
Berlusconi macht jetzt bei Medienunternehmen Personalpolitik?
K
Das geht natürlich nicht!
Italien ist ein Land, das gerne auf die Straße geht und das für allen möglichen Unsinn.
Die Reform ist in Italien zwingend notwendig.

SM
Wo würden Sie heute Politik machen?  (Während Studium mehr links u. multikulti.)
K
Heute würde ich mehr bürgerlich mit Speerspitze für Marktwirtschaft operieren.

SM
Was wären Sie gerne geworden?
K
Journalist. Deshalb das spezielle Studium. Auch an Uni-Laufbahn einmal gedacht, aber das wäre zu langweilig gewesen.

SM
Liebster Ziehsohn von Leo Kirch gewesen?  (emotional)
K
Wir mögen uns. Wir haben eine chemische Wellenlänge zusammen.
Mit ihm zusammen - habe ich mich selbstständig gemacht (nicht gegen ihn).
Faszinierende Idee, - europäische Compagnie für interaktives Fernsehen.

SM
Letztes Kirchinterview "Der Herr hat´s gegeben -der Herr hats genommen" Kirch Fatalist?
K
Nein! Kirch ist immer voll aktiv. Auch jetzt!

SM
Was haben Sie von Kirch gelernt?
K
Man muß die Kosten - wegen der Manövrierfähigkeit und Risikokonsequenz - im Blick behalten.

END

Bye!
charly1
( Carl-Elmar Schulte-Schulenberg )
 
 
 
 
 
 
 

Premiere
Premiere, privater Fernsehsender.

Der Anbieter von Premiere ist die Premiere Medien GmbH & Co KG, an der die Ufa Film und Fernseh GmbH in Hamburg und die Canal + S.A. in Paris jeweils mit 37,5 Prozent beteiligt sind. Die KirchGruppe in München hält 25 Prozent. Premiere strahlt sein Programm, dessen Schwerpunkte Spielfilme und Sportereignisse sind, 24 Stunden täglich aus. Der Sendestart war am 28. Februar 1991. Premiere wird verschlüsselt ausgestrahlt und kann über Kabel oder Satellit empfangen werden. Um die Sendungen unverschlüsselt zu sehen, müssen die Daten mit Hilfe eines Decoders umgewandelt werden. Für die Bereitstellung des Decoders wird eine Gebühr verlangt. Im Gegensatz zu anderen Fernsehsendern finanziert sich Premiere nur über diese Gebühren und nicht über Werbung im laufenden Programm. Trotz der teilweise sehr aktuellen Filme und umfangreicher Werbemaßnahmen blieb Premiere bei der Entwicklung der Teilnehmerzahl bisher hinter den Erwartungen zurück.
Autor: Robert Garus    Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
 
 
 
 

Die neue Insolvenzordnung soll vor allem die Eröffnung des Verfahrens erleichtern und seine Durchführung vereinfachen, zudem über den Insolvenzplan die Möglichkeit einer Sanierung verbessern. Damit wird der steigenden Zahl von Firmenpleiten in den letzten Jahrzehnten Rechnung getragen, die nur im Ausnahmefall zu einem Konkursverfahren oder einem Vergleich führten. Dies bedingte wiederum hohe Forderungsausfälle der Gläubiger und ungeregelte Entlassungen.

Die Zahlen sprechen in diesem Fall für sich: 1960 gab es statistisch etwa 3 000 Insolvenzen, 1970 kam es zu 4 200 Pleiten, 1980 gab es 9 100 Insolvenzen, 1990 13 270 Firmenpleiten. 1995 waren es bereits 21 000 Insolvenzfälle. Der Anteil der „mangels Masse” abgelehnten Verfahren stieg von etwa 40 Prozent auf 75 Prozent, da offensichtlich in unzähligen Unternehmen nicht genügend Substanz für eine Konkursverfahren vorhanden war. Die Zahl der Insolvenzen steigt weiter und erreichte im Jahr 2000 das Rekordniveau von 28 000 Fällen; die Möglichkeit eines Insolvenzverfahrens wird nun häufiger genutzt. Allerdings ist der Insolvenzplan mit der darin intendierten Chance der Sanierung immer noch ein Ausnahmefall geblieben.  [...]  Das alte Konkursrecht hatte eine wirtschaftliche Struktur zur Basis, in der Bankrotte und Pleiten aus einer Krisensituation resultierten und die betroffenen Unternehmen genügend Substanz hatten, um in einem geregelten Verfahren abgewickelt zu werden. Auch das Vergleichsverfahren von 1935 setzte mit einer Mindestquote von 35 Prozent eine gesicherte Grundlage des Unternehmens voraus. Spätestens seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist jedoch der Trend erkennbar, dass die Wirtschaftssubjekte ihre Tätigkeit verstärkt über Kredite finanzieren. Die ökonomischen Transaktionen sind über ein komplexes System der Verschuldung vermittelt, dessen Problem darin besteht, dass der Ausfall eines einzelnen Gliedes eine Kettenreaktion auslösen kann. Die gigantische Unternehmensverschuldung führte dazu, dass im Fall der Insolvenz immer seltener eine genügende Substanz für ein Vergleichs- oder Konkursverfahren vorhanden war. Die Insolvenzrechtsreform versucht, dieser Tatsache Rechnung zu tragen und zu verhindern, dass unbefriedigte Gläubiger, die selbst in einem Netz aus Krediten hängen, mit in den Strudel gerissen werden. Eine neue Verfahrensform ändert freilich nichts an der schuldenfinanzierten Basis.

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Allgemeine Copyrightanmerkungen des Autors   )


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