Soeben bei n-tv-Maischberger, 13.06.2002, Uhr 17,15
Zu Gast:
Bernhard Vogel, CDU, Ministerpräsident Thüringen
Sigmar Gabriel, SPD, Ministerpräsident, Niedersachsen
Thema:
Bildungs-Debatte, Spendenuntersuchungsausschuss,
Wahlkampf.
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(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )SM Sandra Maischberger
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START
SM
Was war denn heute im Bundestag so lustig? (G zeigte sich amüsiert.)
G
Nicht lustig, - wir sind dabei zu ertrinken. In der Öffentlichkeit interessiert
sich kaum ein Mensch für das Thema.
SM
Schröder hat sich unzuständigerweise eingemischt? (Nur Wahlgeschenk
des Kanzlers oder Eingreifen als Notbremse?)
V
Schröder weicht auf Länder-Themen aus, weil er seine eigenen Aufgaben
„4 – „ erledigt.
Länder haben immer schon zu wenig Geld für die Bildung. Jetzt, bei
Wahlen, kommt Geld.
G
So einfach, wie Herr Kollege Vogel das macht, ist das nicht. : Zukunft von
Schule – ist 8 Stunden.
Frauen müssen zu Hause bleiben können,
damit Schule eine Basis bekommt.
SM
Ganztagsschulen?
V
Im Osten haben wir („leider“) mehr als 1 Kindergartenplatz pro Kind. (Geburtenrückgang)
Nicht Ganztagsschulen, sondern Ganztagsbetreuung. Ganztagsschule = Modewelle.
G
Was ist eine Ganztagsschule?
Das müssen wir mit den Schulen diskutieren. Die Schulen wissen am besten,
was zur Förderung notwendig ist. Keine zentrale Regelung, weil höchstindividuelle
Anforderungen.
V
Vielfalt statt Einfalt.
SM
2.tes Thema: Gewalt – (Erfurt). Schulen sollen – durch Ganztagsbetreuung
- mehr Erziehungsverantwortung haben?
V
Allgemeine Kritik an Lehrern ist bedenklich. Das gesamtgesellschaftliche
Problem muss bewusst werden. (Eltern)
G
Bildung muss zur Kompetenz beitragen. Zusammenarbeit mehr mit Eltern.
SM
Ist das Thema Kulturkampf – Wahlkampf?
G
Wenn den Familien geholfen werden soll, müssen die Frauen freier gestellt
werden.
V
Das ist eine typisch westdeutsche Diskussion. Im Osten war es lange Ideologie,
dass beide Eltern berufstätig sein sollen.
SM
Wo stehen Sie beim Pisa-Vergleich? (Bevorstehender Ländervergleich)
V
Mein Verdacht: Es gibt keine simple Reihenfolge von 1 bis 16. Leistungsvergleich
muss differenzieren.
G
Wir als Politiker müssen Lernen lernen. Erst dann können wir unseren
Kindern da helfen.
V
Wir dürfen nicht „vor Japan“ liegen. Ich will keine Paukschule.
G
Wir sind nicht vergleichbar mit z.b. Finnland. (Internetkompetenz wg. Bevölkerungsdichte
zwangsläufig)
Unser Problem: Leistungsstandartevergleich. Dazu gehört der Ländervergleich
in Sachen Struktur. (Beispiel: Bayern importiert Hochschüler aus anderen
deutschen Ländern)
SM
Sie sind mir bisher zu einig.
Vielleicht (hoffentlich) sind Sie nach der Werbung uneiniger, wenn es um
den Ausländeranteil an unseren Schulen geht. ;-)
SMWerbe-PAUSE
SM
Basisausbildung oder Hochschulinvestitionen?
G
Basis betonen. „Was Hänschen nicht lernt – lernt Hans nimmermehr.“
Schulen müssen freier werden.
V
Wir müssen die Grundschule stärken.
SM
Ausländereinteil zu hoch? Quote?
G
Grundsatz: Wer die deutsche Schule besucht, muss die deutsche Sprache beherrschen.
Das hat zuerst einmal nichts mit Ausländern zu tun.
Integrationsversagen der letzten 20 Jahren. Ausländerkinder sind konzentriert
in leere „Kasernen“ gezogen.
Ausländeranteil - (Konzentration) muss gesenkt werden.
V
Die Kinder müssen besser integriert werden. Sprachausbildung für
ALLE möglichst früh.
Keine Quote, sondern bessere. Integration.
G
Städteplanung verbessern. Gettoisierungsprobleme vorbeugend angehen.
SM
Zuwanderung; – Bundespräsident muss noch entscheiden. (Bundesratstheater)?
G
Verfassungsgericht ist gefragt.
V
Mehr Respekt vor Amt und Person des Bundespräsidenten, bitte.
Sollte das Gesetz unterschrieben werden, dann behalte ich mir (Landesparlament)
natürlich vor, diese Entscheidung vom Bundesverfassungsgericht überprüfen
zu lassen.
SM
Bildungspolitik nur Wahlkampftheater der Politiker?
V + G
Falsch! Die Leute legen die Themen fest. Das ist die Tageserfahrung nach
jeder Bürgerversammlung.
SM
Sind Sie immer nur einig?
V
Wir sind beide Ministerpräsidenten eines Landes und haben ergo auch
die gleichen Aufgaben zu bewältigen. Diese Aufgabenstellung wiegt schwerer
als die parteipolitischen Differenzen.
G
Wenn wir uns nicht streiten, dann haben Sie nichts zu senden? . ;-))
SM
Ich mache diese Moderation auch dann gerne, wenn Sie nicht streiten.
END
Bye!
charly1
( Carl-Elmar
Schulte-Schulenberg )
Vogel, Bernhard (*1932), Politiker (CDU), Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz (1976-1988) und Thüringen (seit 1992).
Vogel wurde am 19. Dezember 1932 als jüngerer Bruder von Hans-Jochen Vogel in Göttingen geboren. Er studierte in München und Heidelberg Soziologie, Geschichte, Volkswirtschaftslehre und politische Wissenschaften. Neben seiner Tätigkeit als Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg war er ab 1963 in der CDU politisch aktiv. Von 1965 bis 1967 gehörte er dem Bundestag an, wo er sich vor allem mit Hochschulangelegenheiten befasste, und wechselte anschließend in die Landespolitik. Von 1967 bis 1976 war er Kultusminister in Rheinland-Pfalz, löste dort 1974 Helmut Kohl als Landesvorsitzenden der CDU und 1976 als Ministerpräsidenten ab. Als 1988 sein innerparteilicher Konkurrent Hans-Otto Wilhelm zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt wurde, trat Vogel – wie zuvor angekündigt – als Ministerpräsident zurück.
1992 kehrte Vogel als Ministerpräsident von Thüringen auf die
politische Bühne zurück; er folgte hier dem unter innerparteilichem
Druck zurückgetretenen Josef Duchac nach. Schwerpunkte von Vogels Arbeit
waren die Durchführung einer Gebietsreform, der Aufbau von Justiz und
Verwaltung und die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in dem
neuen Bundesland. Nach den Landtagswahlen vom Oktober 1994, aus denen die
CDU unter leichten Verlusten erneut als stärkste Fraktion hervorgegangen
war, bildete Vogel eine große Koalition mit der SPD; der bisherige
Koalitionspartner FDP war nicht mehr im Landtag vertreten. Bei den Landtagswahlen
im September 1999 erreichte die CDU im Rahmen ihres bundesweiten Aufwärtstrends
die absolute Mehrheit und konnte nun auf einen Koalitionspartner verzichten;
Vogel wurde erneut im Amt bestätigt. Vor dem Hintergrund des Erfolges
seiner Partei in Thüringen legte Vogel im November 2000 den Landesvorsitz
der CDU, den er seit 1993 innehatte, nieder.
Gabriel, Sigmar (*1959), deutscher Politiker (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen (seit 1999).
Sigmar Gabriel wurde am 12. September 1959 in Goslar geboren. Nach Abitur
und Wehrdienst studierte er ab 1982 Politik, Soziologie und Germanistik für
das Lehramt an Gymnasien, legte 1989 das zweite Staatsexamen ab und war anschließend
kurzzeitig in der beruflichen Erwachsenenbildung tätig. Seit 1977 Mitglied
der SPD und seit 1979 der Gewerkschaft ÖTV, war Gabriel von 1987 bis
1998 Kreistagsabgeordneter des Landkreises Goslar, daneben seit 1990 Mitglied
des niedersächsischen Landtages sowie in verschiedenen Funktionen im
Rat der Stadt Goslar vertreten. Von 1994 bis 1997 war Gabriel innenpolitischer
Sprecher der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag, anschließend
stellvertretender Fraktionsvorsitzender und seit den Landtagswahlen im März
1998 schließlich Fraktionsvorsitzender der SPD im niedersächsischen
Landtag. Nach dem Rücktritt Gerhard Glogowskis im November 1999 – ihm
waren finanzielle Ungereimtheiten und Vorteilsnahme vorgeworfen worden –
nominierte die niedersächsische SPD Gabriel als dessen Nachfolger im
Amt des Ministerpräsidenten; am 15. Dezember wählte der Landtag
den als Pragmatiker und politischen Ziehsohn Glogowskis geltenden Gabriel
zum (mit 40 Jahren jüngsten) Ministerpräsidenten. Eine Woche zuvor
war er zudem auf Betreiben Gerhard Schröders auf dem SPD-Parteitag in
den Vorstand der Bundes-SPD gewählt worden.
Bildungspolitik, das auf die Gestaltung
des Ausbildungswesens gerichtete staatliche Handeln. In der Bundesrepublik
Deutschland ist die Bildungspolitik eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und
Ländern. Für die Ausgestaltung der Ausbildungsordnungen (Curriculum)
der öffentlichen Pflicht- und Regelschulen sowie der (Fach-)Hochschulen
und Universitäten sind im Rahmen ihrer Kulturhoheit die Bundesländer
zuständig. Dem Bund obliegt jedoch die Gesetzgebungsbefugnis für
die betriebliche Berufsausbildung. Der konkurrierenden Gesetzgebung von Bund
und Ländern obliegt die Förderung der wissenschaftlichen Forschung
sowie die Ausbildungsförderung. Planung und Koordinierung der gemeinsamen
bildungspolitischen Bemühungen sind Aufgabe der Bund-Länder-Kommission
für Bildungsplanung und Forschungsförderung. Ihr arbeitet u. a.
der 1957 gegründete Deutsche Wissenschaftsrat zu.
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