032
OBER-haus    &    unter-haus    (zugehört)

Soeben bei n-tv-Maischberger, 25.06.2002, Uhr 17,15
Zu Gast:
Lord Dahrendorf, Soziologe
Thema:
PISA, FDP, Biographisches

 
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(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
--
SM Sandra Maischberger
D    Lord Dahrendorf
 

START
 

SM
Fußball. Was werden die Engländer morgen titeln?
D
Nach Finale wird man sehen. Kein großer Heldenempfang in Sicht.
(Fachsimpelt engagiert bis ernsthaft)

SM
Pisa-Studie = Italien Platz 2. Kann das Vergleichscharakter haben?
D
Nur sehr bedingt.
In England sind die echten Analphabeten auf der Straße (weil aus der Schule geworfen worden) und richten dort Schaden an. Auch die englische Presse ist nicht besonders gut..
Deutschland ist nicht so schlecht.

SM
Ihr Buch „Bildung ist Bürgerrecht“?
D
Ich war immer der Meinung, dass die weitere (Bildungs-)Expansion nicht an den wirtschaftlichen Voraussetzungen (der Eltern) hängen darf. Bildung muss breiter zugänglich sein. Seit meinem Buch – damals - hat sich der Bildungszugang schon sehr verbessert. In dem Maße, wie Bildungsabschlüsse den Zugang zu weiteren Berufschancen regulieren, wird es fragwürdig.

SM
Ihre Vorbehalte gegen Bildungsreform der 68er. ?
D
Stoiber sollte sich über die Vergangenheit besser informieren lassen. Das war keine SPD-Domäne. Deutschland sollte an den relativ vielen u. verschiedenen Schulmöglichkeiten festhalten.

SM
Mit 28 Jahren 2 x promoviert und kurz danach habilitiert. Wieso?
D
Glück.
Mein Vater war Arbeiter und hatte es „eilig“. Viel vom Vater gehalten.

SM
Gesellschaftstheoretiker heißt - kein Praktiker?
D
Ja.
(Praktisches musste mein Bruder machen)

SM
Welches Ziel – nach den beiden Studien?
D
Journalist.
Dann hat mich die Politik, dann die Wirtschaft et et et verlockt..

SM
Wie wird man Mitglied im britischen Oberhaus?
D
Zufall. Berechenbar ist das nicht. 1993 war das noch überraschend und Folge gesellschaftlicher Ereignisse, Kontakte.

SM
Diskussionskultur im Oberhaus angenehmer als in Deutschland?
D
Angenehmer als im Unterhaus.
Ja, - Oberhaus deutlich kultiviert. „Angewandter Habermas“ - funktioniert dort. (Kein Vorsitzender.)
 
 

Bleiben Sie bei uns.  ;-)
   Werbe-PAUSE


SM
1968 mit Rudi Dutschke auf einem Autodach (Foto eingespielt). Wieso?
D
Verleger wollte einen Cover-Aufhänger.

SM
„Warum soll FDP nicht den Kanzler stellen?“  Wer hat das 1968 gesagt?
D
Ich.
Heute ist das nicht geheuer.

SM
Möllemann 18% und Kanzlerkandidatur. Ist das Ihre Tradition?
D
Nein.
1968 hatten wir 14 % (?) in Baden-Württemberg. Da war das für mich relevant. Heute aber spricht man mit unrealistischen Argumenten ein fragwürdiges Publikum an, um Erfolg zu bekommen. Die etablierten Parteien sparen peinliche Fragen, wie Zuwanderung und Ordnung etc. aus.

SM
Neoliberalismus Grund für Globalisierungsthema?
D
Neoliberalismus - a la Universität  ;-) Chikago - könnte eine Lösung sein. Das aber ist eine andere Sache, als die Argumentation der jetzigen Radikalen. Vorsicht vor dem Ausdruck: Rechtspopulismus!

SM
Was ist die bewegende Kraft des 21. Jh.?
D
Wir erleben Episoden.
Ich bin ganz unsicher. Es gibt jetzt keine eindeutig tragende Kraft.

SM
Wählen Sie in Deutschland?  ( 2 Staatsbürgerschaften)
D
Ja.

SM
Schröder – nur - Pragmatiker?
D
Das ist differenzierter.
Fehlende Wählerschaft verführt zur Bedienung wechselnder Notwendigkeiten.

SM
Welt ohne Halt?  (Spaßgesellschaft gut, weil Beliebigkeit = Schutz vor Totalitarismus?)
D
             „Schleichender Autoritarismus“,     DAS ist die große Gefahr.

Die Leute sind nicht mehr (politisch) interessiert. Sie verlassen sich auf „Autoritäten“. Deshalb glauben die Regierenden,
machen zu können, was sie wollen. - Und das ist nicht totalitär.

SM
Wann kommt „der Rest“ Ihrer Autobiographie?  (Jetzt nur bis 1958 geschrieben)
D
Auf Englisch habe ich es bereits fertig geschrieben. Je näher man den Ereignissen kommt  (bis 1958 meinem 28.ten Geburtstag) um so mehr „lügt“ man. Das ist fast unausbleiblich.

SM
Warum auf Englisch geschrieben?
D
Weil ich meinen englischen Landsleuten etwas erzählen wollte.

SM
Spitzengefühl?
D
Gut.

END
 

Bye!
charly1
( Carl-Elmar Schulte-Schulenberg )
 

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Dahrendorf, Sir Ralf Gustav (*1929), deutscher Soziologe und Politiker.

Ralf Dahrendorf wurde am 1. Mai 1929 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Philosophie und Philologie in Hamburg promovierte er 1952 mit einer Arbeit über Karl Marx. Ein anschließendes Soziologiestudium an der London School of Economics beendete er mit der Promotion zum Philosophical Doctor (Ph. D.). Er habilitierte sich 1957 an der Universität des Saarlandes und war von 1958 bis 1969 ordentlicher Professor in Hamburg, Tübingen und Konstanz. Seine politische Karriere führte ihn über den Landtag von Baden-Württemberg (1968/69) und der Mitgliedschaft im Bundesvorstand der F.D.P. (1968-1974) in den deutschen Bundestag, wo er auch als Parlamentarischer Staatssekretär im Außenministerium tätig war (1969/70). Zwischen 1970 und 1974 war er Mitglied der Kommission der EG, und danach leitete er zehn Jahre lang die London School of Economics, danach war er Präsident des St. Anthony’s Colleges in Oxford (England). Dahrendorfs wissenschaftliches Interesse gilt in erster Linie den konfliktreichen Prozessen des sozialen Wandels. Konflikte sind unvermeidbar und für die gesellschaftliche Entwicklung notwendig. Daher stellt sich nicht die Frage nach deren Beseitigung, sondern die nach den Weisen ihrer vernünftigen und produktiven Regelung. Einen weiteren Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit Dahrendorfs bildet die Theorie der Herrschaft und, eng damit verbunden, die der sozialen Rolle. Beide begreift er, wie auch den Konflikt, als universale Phänomene.

Zu Dahrendorfs Schriften gehören Homo sociologus (1958), Die Chancen der Krise (1983), Fragmente eines neuen Liberalismus (1987), Der moderne soziale Konflikt (1988), Betrachtungen über die Revolution in Europa (1990), Europäisches Tagebuch(1995), Ein neuer Dritter Weg? (1999), Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit (2000), eine Biographie des Verlegers und Mitbegründers der Hamburger Wochenzeitschrift Die Zeit, Gerd Bucerius.

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Lord

Lord  [l?rt, engl. l?:d, eigtl. ›Brotherr‹], Abk. Ld, in Großbrit. Titel und Anrede des hohen Adels einschließlich der anglikan. Bischöfe, ferner Anrede der Richter an hohen Gerichtshöfen und Bestandteil zahlr. Amtstitel, z.B.: First L. of the Treasury, ›Erster L. des Schatzamtes‹, Titel des Premier-Min.; L. [High] Chancellor, ›Lord[groß]kanzler‹, Präs. des Oberhauses (House of Lords); L. Mayor, Titel der Oberbürgermeister von London und von zwölf anderen Städten.

(c) Meyers Lexikonverlag.
 
 

Habermas, Jürgen (*1929), deutscher Soziologe und Philosoph. Er gilt als wichtigster Vertreter der „zweiten Generation” der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, die er mit sozialwissenschaftlichen Analysen und Theorien weiterentwickelt hat. Neben Methodenfragen der Sozialwissenschaften gilt sein Interesse hauptsächlich historischen Untersuchungen zur Soziologie und politischen Philosophie.

Habermas wurde am 18. Juni 1929 in Düsseldorf geboren. Er studierte Philosophie, Geschichte, Psychologie, deutsche Literatur und Ökonomie in Göttingen, Zürich, Bonn und Marburg. Von 1955 bis 1959 war er Assistent am von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer geleiteten Institut für Sozialforschung in Frankfurt. 1961 wurde er Professor für Philosophie in Heidelberg, 1964 übernahm er einen Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie in Frankfurt/Main. Von 1971 bis 1981 war er neben Carl Friedrich von Weizsäcker Direktor des Starnberger Max-Planck-Instituts für die Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt. Ab 1983 lehrte er wieder an der Frankfurter Universität Sozial- und Geschichtsphilosophie.

Bekannt wurde Habermas Ende der fünfziger Jahre durch sein offensives Eintreten für eine Bildungsreform und vor allem durch seine Habilitationsschrift Der Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962), in der er die Grundlagen eines aufklärerischen und gesellschaftskritischen Denkens und Handelns, das sich den demokratischen Traditionen verpflichtet weiß, anhand von historischen Entwicklungsstudien zur bürgerlichen Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts begründete.

Anders als Horkheimer und Adorno sieht Habermas in der Struktur der bürgerlichen Gesellschaft die Möglichkeit ihrer Kritik angelegt. Sie sollte an den Regeln des vernünftigen Gesprächs aller Bürger orientiert sein, deren Zustimmung Voraussetzung aller politischen Entscheidungen sei. Habermas hat sich deshalb immer wieder intensiv mit der Frage nach den Bedingungen und Möglichkeiten des vernunftgeleiteten Diskurses beschäftigt. Seine wissenschaftlichen und politischen Publikationen machten ihn zum Anreger der Studentenbewegung von 1968.

In seiner vielfach beachteten Studie Erkenntnis und Interesse (1968) knüpfte er an die wissenschaftssoziologischen Fragen an, die bereits im Zentrum der erkenntniskritischen Arbeiten von Horkheimer und Adorno gestanden hatten. In diesem Buch postulierte er das interessenabhängige Erkenntnisinteresse der Wissenschaft und jeglichen politischen wie gesellschaftlichen Handelns. Der Diskurs der Wissenschaften ist nach seiner Auffassung dem Wesen nach eine Erscheinung der gesellschaftlichen Öffentlichkeit; rein objektive Erkenntnis kann es nicht geben. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der „kommunikativen Kompetenz” des Einzelnen und der Gesellschaft als der Kommunikationsgemeinschaft aller Bürger. Diesen Ansatz unterbreitete Habermas insbesondere in seinem Hauptwerk Theorie des kommunikativen Handelns (1981).

Für Habermas bildet die Sprache normative gesellschaftliche Grundlagen: Verständlichkeit und Richtigkeit, Wahrheit und Vernunft sind konstitutive Bestandteile einer zielgerichteten Kommunikation, d. h. die Verständigung der Menschen untereinander bestimmt somit ihr Handeln. Die daraus entstehenden sozialen Interaktionen lassen sich durch eine normative Moral ausführen. Individuelle Überzeugungen, Lebenserfahrungen und Wissen der miteinander kommunizierenden wie handelnden Menschen werden durch Austausch und Diskussion im Interesse gemeinsamer Handlungsziele gebündelt.

Habermas sieht Entwicklungsmöglichkeiten der Vernunft in der Dialektik von gesellschaftlichem System und Lebenswirklichkeit. Dieses aufklärerische Vernunftsmoment einer Diskurs- oder transzendental-pragmatischen Ethik wird u. a. auch von Karl-Otto Apel vertreten.

Habermas’ publizistische Tätigkeit, vornehmlich in der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT, machte ihn einer breiteren politischen Öffentlichkeit bekannt. 1986 löste er eine nachhaltige Debatte, den so genannten Historikerstreit, über neokonservative Tendenzen in der deutschen Geschichtsschreibung, die die NS-Gewaltverbrechen und das NS-Regime vergleichend nivellieren wollte, aus.

In seinem jüngsten, groß angelegten Werk Faktizität und Geltung (1992) hat sich Habermas in konsequenter Fortsetzung seiner bisherigen Arbeit dem Gebiet der Rechtsphilosophie zugewandt.

Weitere Werke des Sozialphilosophen sind u. a.: Theorie und Praxis (1963, erweitert 1971); Zur Logik der Sozialwissenschaften (1967); Technik und Wissenschaft als Ideologie (1968); Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie (zusammen mit T. W. Adorno, 1969); Philosophisch-politische Profile (1971, erweitert 1981); Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie? (zusammen mit N. Luhmann, 1971), Kultur und Kritik (1973); Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus (1973); Konsenstheorie der Wahrheit (1973); Was heißt Universalpragmatik? (1976); Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus (1976); Kleine Schriften (1981); Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln (1983); Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns (1984); Die neue Unübersichtlichkeit (1985); Der philosophische Diskurs der Moderne (1985); Eine Art Schadensabwicklung (1987); Nachmetaphysisches Denken. Philosophische Aufsätze (1988). 1999 erhielt Habermas den Theodor-Heuss-Preis sowie den Hessischen Kulturpreis.

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Autoritarismus

Als autoritär wird in diesem Zusammenhang ein Charakter bezeichnet, der sich durch Autoritätsgläubigkeit, aber nicht wie im allgemeinen Sprachgebrauch durch autoritäres Verhalten, definiert. Als Hauptmerkmale von Autorität gelten in diesem Zusammenhang: Konventionalismus als starre Bindung an Mittelstandswerte; fehlende Flexibilität und Intoleranz in komplexen Situationen; Prüderie verbunden mit einer übertriebenen Beschäftigung mit dem Sexuellen; Autoritarismus als antidemokratische und potentiell faschistische Einstellung und unkritische, positiv klischeehafte Bezogenheit auf die eigene Gruppe (Ethnozentrismus) sowie die Ablehnung von Juden (Antisemitismus).

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