033
Pauken   vs.   Kuscheln   (zugehört)

Soeben bei n-tv-Maischberger, 26.06.2002, Uhr 17,15
Zu Gast:
Dagmar Schipanski, Wissenschaftsministerin Thüringen, Vorsitzende der Kultusministerkonferenz.
Susanne Thurn, Leiterin der Bielefelder Laborschule (einzigartiges Bildungsexperiment und UNESCO-Projektschule)
Thema:
Ergebnisse der PISA-Studie   ( PDF 731  KB)

 
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(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
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SM Sandra Maischberger
S    Dagmar Schipanski
T    Susanne Thum
 

START

SM
Wären Sie – damals- gerne Bundespräsidentin geworden, Frau Professor?
S
Ja.

SM
Stoibers Kompetenzteam ohne Sie?
S
Als Präsidentin der Kultusministerkonferenz – außen vor.

SM
Nationale PISA-Unterschiede?
S
Groß.

SM
Was ist besonders aussagekräftig?
S
National und auch internationaler Vergleich wichtig. Die Verhältnisse in Deutschland sind klar. (Stellt Statistikdifferenzierung vor. Nicht nur simples Länderranking.)

SM
Kanzler kritisiert Kultusministerkonferenz mit Note 6 (Versetzung ausgeschlossen)?
S
Kultusministerkonferenz war sich über deutsches Bildungsdefizit immer klar und hat deshalb Ländervergleiche in Auftrag gegeben. Frage ist, welche Mittel und Möglichkeiten der Föderalismus hergibt.

SM
Auf dem Rücken der Schüler“ (Kanzleraussage) Ministerversagen?
S
Falsch.
Unser Föderalismus gibt die Möglichkeit, in der Spitze mitzuarbeiten.

SM
Sachsen – DDR-Niveau (bei Zentralismusvorteilen)?
S
Leider Ja.
Differenziert die parteispezifisch unterschiedlichen Bildungskonzepte. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

SM
Warum sind Sie für Zentralabitur auf Länderebene, - nicht jedoch auf Bundesebene.
„Nationaler BildungsTÜV“ (Schröder) sinnvoll?
S
Nein.
Wir haben schon im Mai d.J. Vorschläge dazu gemacht. In der Analyse sind wir uns alle einig. Jetzt geht es um die Verstärkung der bereits vorliegenden Bestleistungen. Bund-Länderfrage nachrangig.

SM
Welche Kriterien sollen gelten?
S
Stellt differenziert Fächerleistung vor. Mir ist gleichgültig, ob der Bund oder die Länder etwas einbringen.

SM
Soziale Herkunft – in Deutschland besonders gravierend?
S
Ja.
In den neuen Bundesländern ist das nicht so schlimm, wie in den alten. DDR-Historie als Erklärung. Beim Sozialismus war Leistung deutlich mehr gefragt. Kein Kuschelsozialismus.
Jetzt keine Kompetenzstreitigkeiten Bund/Länder, bitte!

SM
Schule ohne Sitzen bleiben, ohne Noten, ohne Hausaufgaben, ohne Druck - wie in Skandinavien?
S
Nein.
Das Leben ist anders. Wir stehen immer im Ranking.
 

Bleiben Sie bei uns.  ;-)
   Werbe-PAUSE
SM
Seit 1974 erfolgreiche Ergebnisse, Frau Dr. Thurn. Sie duzen sich alle?
T
Ja.
Kuschelpädagogik, - kein Autoritätsverlust.

SM
Froh über PISA-Studie als Anstoß?
T
Ja.
Dieser Spiegel zeigt uns ein erschreckend schlechtes Bild. Nun werden wir radikal über Neuanfänge nachdenken können. PISA-Studie ist – auch - wesentlich als PR nützlich.

SM
Ihre Schule ist wo in PISA-Studie positioniert?
T
Wir sind zu anders und dort nicht positionierbar.

SM
Ihre Tochter jetzt Abi an anderer Schule?
T
Ja, bei uns Abi nicht möglich. Tochter Abi an renommiertem Gymnasium mit Note1, xx  sehr gut gemacht.

SM
Ohne Noten – lt. Stoiber – keine Leistung erkennbar?
T
Völlig falsch!!
Schlimm, wenn „Kuschelpädagogik“ ein Schimpfwort würde. Von jedem Kind fordern wir dessen höchstmögliche Leistung. Differenziert und völlig individuell. Das wird durch ausführliche Beurteilungsberichte dokumentiert.
Von uns aus gehen die Kinder in die Regelschulen zur weiteren Ausbildung. Wir machen mit jedem Kind Fragebogen  - vor dem Verlassen unserer Schule und 3 Jahre später.                          Ergebnis: „Wir können mehr, - die wissen mehr.“

SM
Ergo: Radikale Gesamtschule mit besten Leistungen. Warum noch denn dann noch nicht allgemein?
S
Kostet mehr. Stellt höhere Anforderungen an die Lehrkräfte.

SM
PISA-Studie wirkt jetzt politisch verschiedenst (Parteienstreit et et. Stellt Streitaspekte einzeln vor)
Ihre zentrale Konsequenz, um in die internationale Spitzengruppe zu kommen?
T
Nach Finnland schielen (Nicht nach Korea)
Integriertes System. Bei uns haben 40% der 14 Jährigen bereits ein gravierendes Misserfolgserlebnis. Das macht nicht stark fürs Leben.
Unsere Lehrer müssen mehr und individueller mit den Kindern arbeiten. Die Lehrkräfte dürfen keine homogene Gruppe erwarten.

Ganz neu über Schule nachdenken.
 

END
 

Bye!
charly1
( Carl-Elmar Schulte-Schulenberg )
 

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Schipanski, Dagmar (*1943), deutsche Physikerin und Politikerin (CDU), Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten (1999), Wissenschaftsministerin von Thüringen (seit 1999).

Dagmar Schipanski wurde am 3. September 1943 in Sättelstädt (Thüringen) geboren. Nach dem Studium der Angewandten Physik an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg war sie bis 1985 als Assistentin an der Technischen Hochschule in Ilmenau tätig. 1976 promovierte sie mit einer Untersuchung über Festkörperelektronik, 1985 habilitierte sie sich und war in der Folgezeit Dozentin für Festkörperelektronik in Ilmenau.

Obwohl Dagmar Schipanski bereits in der DDR als herausragende Wissenschaftlerin galt, gelang ihr erst nach dem Zusammenbruch der DDR der Sprung auf der Karriereleiter: 1990 stieg sie zur Professorin für Festkörperelektronik in Ilmenau auf und war von 1990 bis 1993 Dekanin ihrer Fakultät; außerdem wurde sie in den folgenden Jahren in zahlreiche nationale und internationale Gremien berufen, z. B. in den Deutschen Wissenschaftsrat, dem sie von 1992 bis 1998 angehörte, seit 1996 als dessen Vorsitzende, oder die UNESCO-Weltkommission für Ethik in Wissenschaft und Technologie, in der sie seit 1998 vertreten ist.

Im Januar 1999 wurde die (noch) parteilose Dagmar Schipanski von der CDU/CSU überraschend als Kandidatin für die Wahl zum Bundespräsidenten im Mai 1999 nominiert, unterlag jedoch ihrem Gegenkandidaten Johannes Rau von der SPD. Nach den Landtagswahlen in Thüringen im September 1999, bei denen die CDU erstmals die absolute Mehrheit erreichte, holte sie Ministerpräsident Bernhard Vogel als Wissenschaftsministerin in sein neues Kabinett. Im Februar 2000 trat Dagmar Schipanski der CDU bei, und im April 2000 wurde sie in das Präsidium der CDU gewählt.

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Kultusministerkonferenz, in der Bundesrepublik Deutschland die ständige Konferenz der Kultusminister der Länder bzw. der in den Ländern mit Fragen der Bildungspolitik, der Kunst und der Wissenschaft betrauten Minister (siehe Kultusministerium). Aufgabe der Kultusministerkonferenz (kurz: KMK) ist die Abstimmung und Harmonisierung der im Rahmen des bundesdeutschen Föderalismus in die Kulturhoheit der Länder fallenden Bildungspolitik. Die Beschlüsse der KMK haben formal lediglich den Charakter von Empfehlungen, deren Adressaten die letztendlich in eigener Verantwortung entscheidenden Länderministerien sind.
 

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Laborschule, Bezeichnung für eine Versuchsschule, an der neue pädagogische Konzepte praktiziert und überprüft werden.

Bereits in der reformpädagogischen Bewegung vor 1933 gab es, meist auf privater Initiative beruhend, mehrere Versuche, einen neuen Schultypus zu begründen. Berühmt wurden die Waldorfschulen (Waldorf-Pädagogik) und Montessorischulen (Montessori-Pädagogik), die Odenwaldschule oder auch das englische Schulprojekt Summerhill von A. S. Neill.

Heute besteht die Aufgabe von Laborschulen in erster Linie in der Gestaltung einer neuen Schulstruktur, die bei veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Lernerfolg und Chancengleichheit der Schüler sicherstellen soll. Darunter fallen immer noch umstrittene Bereiche wie Ganztagsschule, Gesamtschule, Kurs- statt Klassensystem, Mitbestimmung von Lehrern und Schülern usw. Eine der bekanntesten Laborschulen war in den siebziger und achtziger Jahren die von dem Pädagogen Hartmut von Hentig geleitete Laborschule in Bielefeld.

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PISA 2000 - Die Länder der
                      Bundesrepublik Deutschland im
                      Vergleich: Zusammenfassung zentraler
                      Befunde
(PDF-Format, 4.482 KB, 80 Seiten)

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Programme for International Student Assessment (PISA 2000)

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