038
Gehungert   &    Gekidnappt   (zugehört)

Soeben bei n-tv-Maischberger, 08.08.2002, Uhr 17,15
Zu Gast:  Steffen Horstmeier, Entwicklungshellfer, wurde im Sudan entführt.

Thema: Entführung, Sudan.

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(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“

Hiermit ausdrückliche Distanzierung von allen Linkinhalten im Sinne von persönlichem Haftungausschluß nach neuester Rechtsprechung.
C. Elmar Schulte-Schulenberg )  --)
--

SM Sandra Maischberger
H    Steffen Horstmeier.
 
 
START

SM
Sind Sie nach der Entführung wieder fit?
H
Ja.
(Nicht besonders schlecht behandelt worden.)

SM
Wie funktionierte die Entführung?
H
Nacht, Schüsse, Hektik – im Camp unter meiner Matratze versteckt. Angst.

SM
Kollegin ist nicht entdeckt worden?
H
Nein.
Die Kollegin war in einer Rundhütte hinter einer verschlossenen Tür versteckt.

SM
19 Jahre Bürgerkrieg im Süden des Sudan gefährlich. Wussten Sie das?
H
Ja.
Dort wo wir speziell gearbeitet haben aber war es seit über 10 Jahren ruhig.

SM
Wie ging es nach Ihrer Entdeckung weiter?
H
Hände hoch & marsch vorwärts! Kollege lag – noch lebend – auf dem Boden, - hilflos. Dem durfte ich nicht beistehen. Marsch!

SM
Wie kam die Selektion der Entführten zustande?
H
Keine Ahnung.

SM
World Vision arbeitet dort 10 Jahre. Sie hätten die Entführer evtl. kennen können?
H
Nein.
Ich habe mehr von Nairobi aus gemanagt (Dort Technik vorhanden. E-Mail etc.)

SM
Fluchtsituation, - Lebensbedrohungen?
H
Barfuss im Schlafanzug und Hoffnung, dass die Entführer mich nicht erschießen, und dass keine Skorpione stechen. – Ein Entführer gab mir meine Schuhe zurück (für sich geklaut). Da habe ich gedacht, dass denen mein Leben etwas wert ist.

SM
Regierungsform? (islamitisch)
H
Sudan aufgeteilt Süd/Nord. Regierung im Süden – seit 10 Jahren - von den Rebellen dominiert. In 6 Jahren soll über die „Selbstbestimmung“ des Südens abgestimmt werden.
Keinesfalls ein Religionskonflikt. Dagegen 2 Volksgruppen = ethnische Diskrepanz.

SM
Wieso Religion?
H
Keinesfalls Religion. Dagegen: Araber gegen Schwarzafrikaner.

SM
Scharia soll eingeführt werden?  (Deshalb Rebellion)
H
Ja.
(Aber auch die Schariafrage darf nicht religionsphilosophisch gesehen werden; auch sie ist eine Kulturfrage im Sinne von Ethnien.)

SM
Öl Kriegsgrund?  (Norden Wirtschaftsboom)
H
Ja

.

Bleiben Sie bei uns.  ;-)
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SM
World Vision – mit welchen Projekten in Afrika?
H
Patenschaften sollen Selbsthilfe bringen.
Südsudan = Katastrophenhilfe
World Vision ist global (94 Länder) organisiert, - auch wenn in BRD weniger bekannt.

SM
Ihr Vater bekannter Journalist, berichtete über Krisengebiete. Sie sehen ihm ähnlich?
H
Ja.
(Zu Hause aufgeklärt. Deshalb keine Scheu vor „Berühmtheiten“. Menschenbild.)

SM
Ihr Studium Sozialwissenschaften (Entwicklungssoziologie). Starker Antrieb?
H
Ja.
Menschen als Menschen kennen lernen.. Dort vermisst: Deutsches Brot, deutsches Bier.

SM
Entführer hatten „Erfolg“. Unangenehmer Gedanke für Sie?
H
Nein.
Öffentlichkeitsinteresse kommt den verhungernden Menschen im Sudan zugute.

SM
Sie hatten (lt. früherem Interview) Verständnis für Ihre Entführer?
H
Ja.
Der Tod meines Kollegen hat mich natürlich nicht fröhlich gestimmt.

SM
Wissen Sie, warum nicht die geplante Befreiung von gefangenen Rebellen durchgeführt, sondern warum Sie geschnappt wurden?
H
Nein.

SM
Verstehe ich nicht: Verschiedene Entführergruppen konkurrieren um ihre Person?
H
Verschiedene Fraktionen. Die Leute kennen sich oft, sind verwandt. Oft hochmoralische Menschen, die jeweils die fähigste Fraktion wählen, um ihre Familie ernähren zu können.

SM
Ihr Kollege ist auch nach 2 Tagen frei gekommen. UNO oder, oder war erfolgreich?
H
Ich weiß fast nichts darüber. Und wenn ich´s wüsste, würde ich nichts sagen können, weil die Verhandlungen immer noch laufen.  (Deal)

SM
USA-Interesse als „Achse des Bösen“ z.Zt. weniger heiß?
H
Ja.
Nord hat jetzt mit Süd echte Verhandlungen begonnen. (1. Scharia nicht für den Süden und
2.  Öl wird geteilt)

SM
Sie wollen in 2 Wochen wieder zurück. Keine Angst vor Panik, wenn wieder dort?
H
Ja.
Trotzdem: Von Nairobi aus werde ich gute Projekte zu managen versuchen.

Entwicklungssoziologe Horstmeier will weiter den Hungernden vor Ort helfen.

SM
Kein Feindbild?
H
Nein.
Ich will den Leuten helfen. Die Hungernden dort leiden unter den gleichen Leuten, die mich entführt haben.

END
 

Bye!
charly1
( Carl-Elmar Schulte-Schulenberg )
 

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Sudan ("heute")

Nach einem Jahr der Militärherrschaft wurde der Urenkel des Mahdi und Führer der Umma-Partei, Sadiq al-Mahdi, in der ersten freien Wahl nach 18 Jahren zum Ministerpräsidenten gewählt. Im Juni 1989 stürzte ein Militärputsch unter General Omar Hassan al-Baschir die Regierung. Auch ihm gelang es nicht, den Bürgerkrieg zu beenden, Bemühungen der internationalen Hilfsorganisationen, Lebensmittel in den Sudan zu schaffen, wurden behindert. Friedensverhandlungen ab März 1994 zwischen den verfeindeten Parteien scheiterten nach wenigen Monaten. Zudem war der Sudan, der im Golfkrieg den Irak unterstützt hatte, politisch isoliert. Der Konflikt zwischen dem muslimischen Norden und dem christlich dominierten Süden hielt weiter an. Im März 1996 wurde Hassan al-Baschir zum Präsidenten der Republik Sudan gewählt.

Im Herbst 1997 wurden Friedensverhandlungen zwischen den Bürgerkriegsparteien ohne Ergebnis abgebrochen. Die südsudanesische Rebellenorganisation SPLA hatte eine lose Föderation zwischen Süden und Norden vorgeschlagen; der Norden willigte im Prinzip ein, forderte jedoch eine enge Föderation; grundsätzliche politische und vor allem auch religiöse Fragen, d. h. die Ursache des Konfliktes, blieben ungelöst.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Hungersnot im Südsudan zeigten sich die Bürgerkriegsparteien in der Folge zunehmend verhandlungs- und kompromissbereit. Im Mai 1998 nahmen sie schließlich wieder Verhandlungen zur Beilegung des Konfliktes auf; ein erster Erfolg der Verhandlungen war die Wiederzulassung von UN-Hilfsflügen in den von Rebellen kontrollierten Südsudan durch die Regierung in Khartum. Diesem Zweck dienten auch mehrere Waffenstillstandsvereinbarungen im Verlauf des Jahres.

Als Vergeltung für zwei schwere Bombenanschläge in den afrikanischen Städten Nairobi und Daressalam griffen die USA im August 1998 den Fabrikkomplex al-Chifaa nahe der sudanesischen Hauptstadt Khartum an. Die sudanesische Regierung bezeichnete den amerikanischen Angriff als verbrecherischen Akt.

Im Dezember 1999 löste Staatspräsident al-Baschir vorübergehend das Parlament auf und verhängte für die folgenden drei Monate den Ausnahmezustand. Als Grund dafür nannte er die Illoyalität einiger Regierungsmitglieder, die er später auch entließ. Neuwahlen wurden auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Mitte März 2000 wurde der Ausnahmezustand bis zum Ende des Jahres verlängert. Kurz vor Ablauf eines offiziellen sechsmonatigen Waffenstillstandes brachen im Juli 2000 die Kämpfe im Süden wieder aus. Die Hilfsflüge humanitärer Organisationen in die Region wurden eingestellt. Angesichts der prekären Lage der rund drei Millionen Zivilisten in den Kampfgebieten forderte der UN-Sicherheitsrat im August 2000 beide Seiten auf, aus humanitären Gründen einen Waffenstillstand zu schließen.

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Entwicklungshilfe

KRITIK

Der Bezeichnung Entwicklungshilfe liegt ein im Wesentlichen westlicher Entwicklungsbegriff zugrunde. Nach westlichem Verständnis ist Entwicklung aber an die Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise gebunden, eigenständige wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen in den Empfängerländern werden durch die politischen Maßgaben der Geberländer so eher verhindert als gefördert.

Geberländer verwenden Entwicklungshilfe dazu, ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen voranzutreiben. An Bedingungen gebundene Entwicklungshilfe wird als Subventionierung der Exporte und Dienstleistungen des Geberlandes angesehen; wie dies auch offizielle Politik des BMZ ist, oder als direkte oder indirekte Förderung der Exporte von Rohstoffen und Feldfrüchten aus den Entwicklungsländern zur Bearbeitung durch die Industrie im Norden. Man schätzt, dass weltweit fast 30 Prozent der Hilfe den vorgesehenen Zweck nicht erfüllen, weil die Mittel durch hohe Verwaltungskosten verbraucht werden oder durch Korruption auf privaten Bankkonten verschwinden. Viele der groß angelegten Entwicklungsprojekte, die in der Vergangenheit mit Hilfsleistungen gefördert wurden, oft im Interesse der Geberländer, haben zu einem erhöhten Lebensstandard städtischer Eliten in den Entwicklungsländern geführt und sind nicht den Armen und Bedürftigen zugute gekommen. Eine regierungsinterne Überprüfung von 100 offiziellen Entwicklungshilfeprojekten des Jahres 1996 ergab, dass fast 50 Prozent Mängel in Planung und Organisation aufweisen würden.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der, dass die Finanzdarlehen eine größere Verschuldung der Dritten Welt herbeigeführt haben. De facto brachten die Entwicklungsländer von 1985 bis 1992 mehr für Rückzahlungen und Zinsen auf, als sie vom Norden erhielten. Die Zahlen des Entwicklungshilfekomitees für den Nettomittelzufluss und den gesamten Schuldendienst zeigen, dass sich für diese Jahre der durchschnittliche Jahresfluss an Mitteln von Süden nach Norden auf 44,39 Milliarden US-Dollar belief.

Es hat zahlreiche Versuche gegeben, den Schuldenberg der Dritten Welt zu verkleinern, darunter Refinanzierungen, Umschuldungen und Schuldenerlass, wobei vieles davon durch den Paris Club, eine Ad-hoc-Gruppe, die aus Gläubigerländern besteht, abgewickelt wird. Es hat auch innovative Vorhaben gegeben, wie z. B. die Aktionen „Schulden-gegen-Natur”, bei denen der Austausch von Schulden gegen Natur- und Ressourcenschutzmaßnahmen angeboten wurde. Zur Diskussion stehen auch alternative Modelle wie das der Self-Reliance (Konzept des Vertrauens auf eigene Kräfte), bei der die kulturelle Rückbesinnung im betreffenden Land gegenüber der (vorschnellen) Anpassung an die Industrienationen im Vordergrund steht.

Betrachtet man die Rückverteilung des Wohlstandes zwischen reichen und armen Ländern insgesamt, dann sind die Bewegungen innerhalb und zwischen den entwickelten Ländern weit größer als zwischen Entwicklungsländern und entwickelten Ländern. So bieten z. B. innerhalb der Europäischen Union Struktur- und Strukturerhaltungsfonds Hilfen für strukturschwache Gebiete. Diese Fonds sind rund fünfmal so groß wie die gesamte Hilfe der EU für Entwicklungsländer.

Literaturangaben
Diese Quellen enthalten weitere Informationen zum Thema Entwicklungshilfe.

Ohne Zweifel wird eine der Hauptaufgaben des neuen Jahrtausends die Bewältigung der Schuldenkrise der Entwicklungsländer sein. Dies wird ohne eine grundlegende Reform des Weltwirtschaftssystems nicht möglich sein, in deren Zentrum die Umsetzung des Nachhaltigkeitspostulats stehen muss, wie es auf der UN-Konferenz von Rio formuliert wurde.
 

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Nairobi, Hauptstadt von Kenia, auf einer Höhe von etwa 1 660 Metern über dem Meeresspiegel im Hochland des Ostafrikanischen Grabens gelegen. Nairobi ist Kenias wirtschaftlicher und administrativer Mittelpunkt und eine der größten und am schnellsten wachsenden Städte Afrikas. Industrielle Erzeugnisse der Stadt sind Nahrungsmittel, Textilien, Kleidung, Baustoffe, Kommunikationsanlagen und Transportmittel. Der Fremdenverkehr ist ebenfalls von wirtschaftlicher Bedeutung. Als Bildungszentrum des Landes beheimatet die Stadt eine Universität (1956), das Polytechnikum von Kenia (1961), ein Musikkonservatorium (1944) und mehrere Forschungsinstitute[...]
Nairobi wurde gegen Ende der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts als britisches Lager für Eisenbahnarbeiter an der Mombasa-Uganda-Eisenbahnlinie gegründet. Von 1899 bis 1905 diente es als britische Provinzhauptstadt. 1905 wurde Nairobi Hauptstadt des britischen Protektorats Ostafrika (1920-1963 als Kolonie Kenia bezeichnet) und 1963 des unabhängigen Kenia. Zu Beginn der neunziger Jahre wuchs die Opposition der Bevölkerung gegenüber dem kenianischen Präsidenten Daniel Arap Moi, was mehrere Unruhen zur Folge hatte. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 1,90 Millionen (1996).

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