Soeben bei n-tv-Maischberger, 25.06.2003, Uhr 17,15
Zu Gast: Lothar Späth,
CDU, [1] Wirtschaftsmanager.
Gregor Gysi, PDS, Ex-Parteivorsitzender.
Thema: Streiks in Ostdeutschland.
--SM Sandra Maischberger
(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“
Hiermit ausdrückliche Distanzierung von allen Linkinhalten im Sinne von persönlichem Haftungausschluß nach neuester Rechtsprechung. )
--
01. Wen soll man bestreiken? Einen Schwächelnden kannste ja nicht tot machen über einen Streik.
02. Ist es und bleibt es eine Gerechtigkeitslücke, dass man für die gleiche Arbeit deutlich weniger verdient oder deutlich länger arbeiten muss, - für weniger Geld.
03. Das ist für mich das Entscheidende. :
Alle regen sich über den Streik auf aber keiner sagt etwas dazu, dass die Arbeitgeber erklären, also dieser Streik würde sie dazu bringen, über ihr Engagement im Osten Deutschland noch mal neu nachzudenken.
Das ist a) ´ne Nötigung und entblößt. Es entblößt aus folgendem Grunde: Weil sie sagen: „Nichts ist mit Patriotismus. [ Bin sofort fertig! ] Nichts ist mit Verantwortungsgefühl und Fürsorgepflicht, sondern das einzige was uns reizt, sind niedrigere Löhne bei längerer Arbeitszeit.
Und ich finde dagegen hätte es auch mal ´nen Aufschrei geben müssen.
Und wenn Sie jetzt eine ganz einfache Rechnung machen. :
125.000 Menschen arbeiten in dieser Branche.
10.000 Waren organisiert beteiligt bei der Abstimmung.
8.000 Haben für Streik gestimmt.
Wo ist denn da die Legitimation?
70% der Produktivität des Westens haben wir heute.Wenn Sie jetzt Osteuropa auf machen und gleichzeitig Subventionen auslaufen, dann werden Sie ein Arbeitsplatzproblem kriegen, das sich gewaschen hat.
Die Hälfte der Betriebe, einschließlich der Jenoptik haben 100% und zahlen auch – fast - Westlöhne.
Wenn Sie jetzt die anderen rechnen, dann haben Sie eine Unmenge verlängerter Werkbänke, die bei 50% der Produktivität und darunter liegen.
Werbe-PAUSE
SM
Möllemanns „Schwarzpeterfigur“ der FDP, Ihr eigenes Schicksal
bei PDS?
G
Nein
SM
Medienkompatibilität gleich Skandalkompatibilität?
(Möllemann, Friedmann)
S
Nein
(Wolfsrudeleffekt. Null-Chance.)
SM
Gysi-Verfehlung – private Bonusmeilen
– richtig berichtet?
S
Ja
SM
Späth-Verfehlung – auf Industriellenkosten
Urlaub gemacht – richtig berichtet?
G
Ja
(Alles eine Frage der Irreparabilität des jeweils ganz eigenen
Images.)
SM
Friedmann in seiner Sendung zu privat insistiert?
G
Ja
(Hofft auf eine allseits respektierte Medienordnung in Deutschland)
SM
Wenn Friedmann wieder kommen sollte, ist er dann gefestigter/besser?
S
Ja
SM
Lt. Lothar Bisky kann man „auf ein Talent
wie Gysi nicht verzichten“, stimmt? (Jetzt PDS-Parteitag)
G
Ja
SM
Kommen Sie jedes halbe Jahr als Kommentatoren für Wirtschaft
und Politik in diese Sendung?
S+G
Ja
END
Bye!
( Email an: Carl-Elmar Schulte-Schulenberg )
Späth, Lothar (Artikel wurde am 8. Oktober 2002 aktualisiert)
Späth, Lothar (*1937), deutscher Politiker (CDU) und Industriemanager,
Ministerpräsident von Baden-Württemberg (1978-1991) und Leiter
der Jenoptik GmbH bzw. Jenoptik AG in Jena (seit 1991).
Lothar Späth wurde am 16. November 1937 in Sigmaringen als
Sohn eines Lagerverwalters geboren. Nach dem Besuch der Verwaltungsschule
trat er 1953 in den kommunalen Verwaltungsdienst ein. Als Mitglied der
CDU wurde er 1957 zum Bürgermeister der Stadt Bietigheim gewählt.
1968 wurde Späth Abgeordneter im Landtag von Baden-Württemberg,
wo er 1972 den Vorsitz der CDU-Fraktion übernahm. 1970 wurde er Geschäftsführer
der gewerkschaftseigenen Baugesellschaft Neue Heimat, und 1974 wechselte
er in den Vorstand eines Bauunternehmens. 1978 trat er als Innenminister
in das Kabinett von Ministerpräsident Hans Filbinger ein; noch im
selben Jahr wurde er dessen Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten.
In dieser Funktion baute er Baden-Württembergs Spitzenstellung als
„Musterländle” der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik
aus und profilierte sich als strategischer Vordenker der CDU und innerparteilicher
Kritiker des Parteivorsitzenden Helmut Kohl. Im Januar 1991 trat Späth,
nachdem ihm Vorteilsnahme im Zusammenhang mit Ferienreisen („Traumschiff-Affäre”) vorgeworfen
worden war, als Regierungschef und später auch als CDU-Landesvorsitzender,
der er seit 1979 war, zugunsten von Erwin Teufel zurück.
Im Juni 1991 übernahm Späth die Geschäftsführung
der Jenoptik GmbH in Jena, die aus dem bankrotten DDR-Kombinat VEB Carl
Zeiss Jena herausgelöst worden war. Innerhalb weniger Jahre gelang
es ihm, das Unternehmen zu einem leistungsfähigen, international
tätigen Hochtechnologiekonzern auszubauen, den er 1996 in eine Aktiengesellschaft
umformte und 1998 an die Börse brachte. 1996 übernahm er den
Vorstandsvorsitz der Jenoptik AG.
Im Mai 2002 berief Edmund Stoiber, der Kanzlerkandidat der Union
für die Bundestagswahlen im September 2002, Späth in sein
so genanntes Kompetenzteam, zuständig für die Bereiche Wirtschaft,
Arbeit und Aufbau Ost, für die Späth auch nach einem Wahlsieg
der Union verantwortlich bleiben sollte, dann als Minister eines erheblich
erweiterten Wirtschaftsressorts. Der Union gelang es jedoch nicht, die
rotgrüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder abzulösen;
Späth verzichtete auf sein in den Wahlen vom 22. September 2002 errungenes
Bundestagsmandat – das erste in seiner politischen Karriere – und konzentrierte
sich wieder auf seine Aufgaben als Vorstandsvorsitzender der Jenoptik.
Späth hat mehrere lebhaft diskutierte Sachbücher publiziert
(u. a. Sind die Deutschen noch zu retten, 1993; Die Stunde der Politik,
1999; Die New Economy Revolution, 2001) und engagiert sich als Kunstliebhaber,
Mäzen und Moderator (Talkshow Späth am Abend auf n-tv).
Verfasst von:
Wieland Eschenhagen
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Gysi, Gregor (Artikel wurde am 5.August 2002 aktualisiert)
Gysi, Gregor (*1948), Jurist und Politiker, Vorsitzender der PDS (1989-1993)
und der PDS-Gruppe bzw. -Fraktion im Deutschen Bundestag (1990-2000).
Gregor Gysi wurde am 16. Januar 1948 als Sohn des späteren
DDR-Kulturministers Klaus Gysi in Berlin (Ost) geboren. Er besuchte eine
Polytechnische Oberschule, anschließend eine Erweiterte Oberschule
in der DDR; daneben absolvierte er eine Ausbildung zum Facharbeiter für
Rinderzucht. Nach dem Abitur 1966 studierte er Jura an der Humboldt-Universität
in Berlin (Ost), war dann kurzzeitig als Richterassistent tätig, ließ
sich 1971 als Rechtsanwalt in Berlin (Ost) nieder und promovierte 1976.
Als Rechtsanwalt vertrat er u. a. systemkritische Bürger wie z.
B. Rudolf Bahro, Robert Havemann und 1989 das Neue Forum sowie so genannte
„Republikflüchtlinge”.
Gysi, seit jungen Jahren Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands (SED), beteiligte sich unmittelbar nach Öffnung der
innerdeutschen Grenze an der Umgestaltung der SED zur PDS, die zunächst
für das Weiterbestehen zweier deutscher Staaten eintrat. Von 1989
bis 1993 war er Vorsitzender der PDS und nach der letzten Volkskammerwahl
vom März 1990 auch deren Fraktionsvorsitzender. Nach der ersten gesamtdeutschen
Bundestagswahl vom Dezember 1990 zog Gysi als Führer einer Gruppe
von 17 PDS-Abgeordneten (bzw. 30 Abgeordneten seit der Bundestagswahl
von 1994) in den Bundestag ein. Nachdem die PDS bei den Bundestagswahlen
1998 erstmals die Fünfprozenthürde übersprungen und damit
Fraktionsstärke erreicht hatte, wurde Gysi Fraktionsvorsitzender.
Seit er im Bundestag vertreten ist, sieht sich Gysi mit der Anschuldigung
– u. a. seitens ehemaliger Mandanten – konfrontiert, er habe vor der
deutsch-deutschen Vereinigung als Anwalt für den Staatssicherheitsdienst
(Stasi) der DDR gearbeitet. 1997 kam die Gauck-Behörde nach umfangreicher
Akteneinsicht zu dem Schluss, dass Gysi zwischen 1978 und 1989 inoffizieller
Mitarbeiter (IM) der Stasi war – was Gysi nach wie vor vehement bestreitet;
er habe vielmehr beim Zentralkomitee der SED zu Gunsten seiner Mandanten
zu wirken versucht. Auf der Grundlage des Gauck-Berichts befasste sich
dann der Immunitätsausschuss des Bundestages mit der Frage nach
einer inoffiziellen Zusammenarbeit Gysis mit dem DDR-Staatssicherheitsdienst;
in einem Bericht hielt es der Ausschuss im März 1998 schließlich
für erwiesen, dass Gysi IM der Staatssicherheit war. Gegen diesen
Bericht beantragte Gysi beim Bundesverfassungsgericht eine einstweilige
Verfügung; der Antrag wurde jedoch abgewiesen. Im Juli 1998 wies das
Bundesverfassungsgericht eine weitere Klage Gysis gegen den Ausschussbericht
zurück. Allerdings stellten vier der acht Richter, unter ihnen die
Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, fest, dass
der Ausschuss mit seiner Wertung, Gysi habe seine Position als Anwalt im
Auftrag des Staatssicherheitsdienstes gegen seine Mandanten ausgenutzt
und an der Unterdrückung der demokratischen Opposition aktiv mitgewirkt,
seinen Auftrag „in verfassungswidriger und diskreditierender Weise überschritten”
hat.
Auf dem Parteitag der PDS im April 2000 kündigte Gysi seinen
Rückzug vom Fraktionsvorsitz und aus der Parteispitze an – mit der
Begründung, er habe seine „historische Aufgabe erfüllt”. Zuvor
hatte er bei der Abstimmung des Parteitages über Kampfeinsätze
der Vereinten Nationen die schwerste Niederlage seiner Parteilaufbahn hinnehmen
müssen. Kurz vor Gysi hatte bereits der Parteivorsitzende Lothar
Bisky erklärt, nicht mehr für ein Führungsamt
in der Partei kandidieren zu wollen. Am 2. Oktober 2000 wählte die
PDS-Fraktion im Bundestag ihren bisherigen Geschäftsführer Roland
Claus zu ihrem neuen Vorsitzenden.
Nach dem Bruch der CDU/SPD-Koalition in Berlin und der Abwahl des
Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen im Juni 2001 nominierte
die Berliner PDS Gysi zu ihrem Spitzenkandidaten für die vorgezogenen
Neuwahlen des Berliner Abgeordnetenhauses am 20. Oktober 2001. Aus den
Wahlen ging die PDS unter deutlichen Zugewinnen mit 22,6 Prozent der Stimmen
als drittstärkste Partei hervor, wobei im Ostteil der Stadt fast 50
Prozent der Wähler für die PDS gestimmt hatten, was von Gysi
und der PDS als klarer Wählerauftrag für eine Regierungsbeteiligung
der PDS gewertet wurde. Allerdings nahm der Regierende Bürgermeister
Klaus Wowereit (SPD) zunächst Verhandlungen über die Bildung einer
„Ampelkoalition” aus SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen auf.
Erst als die Option „Ampel” gescheitert war, trat die SPD Anfang Dezember
2001 in Verhandlungen mit der PDS, die relativ rasch in die Einigung auf
eine rot-rote Koalition mündeten. In der neuen Landesregierung unter
Klaus Wowereit, die am 17. Januar 2002 gewählt wurde, übernahm
Gysi das Amt des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Frauen und wurde
als Bürgermeister Stellvertreter Wowereits. Bereits am 31. Juli 2002
trat er vor dem Hintergrund der so genannten Bonusmeilen-Affäre wieder
von seinem Senatorenamt zurück und legte auch sein Berliner Abgeordnetenmandat
nieder. Gysi hatte – wie einige andere Politiker
auch – dienstlich erworbene Flug-Bonusmeilen privat genutzt und damit gegen
den verbindlichen Verhaltenskodex des Bundestages verstoßen. Während
verschiedene Seiten den Rücktritt als völlig überzogene Reaktion
bezeichneten, begründete Gysi seinen Schritt damit, dass er großen
Wert darauf lege, sich „moralisch fehlerfrei zu bewegen”.
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Partei des Demokratischen Sozialismus
1 EINLEITUNG
Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), deutsche politische
Partei, Nachfolgeorganisation der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
(SED).
2 GESCHICHTE
Angesichts des Zusammenbruchs des SED-Regimes in der DDR formierte
sich die SED unter der Führung reformwilliger Kräfte im Dezember
1989 als „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands – Partei des Demokratischen
Sozialismus” (SED/PDS) neu; am 4. Februar 1990 nannte sie sich offiziell
in Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) um. Prominente Vertreter
der alten Führungsriege der SED wie etwa Erich Honecker, Willi Stoph,
Günter Mittag, Kurt Hager und Egon Krenz wurden im Dezember 1989/Januar
1990 aus der Partei ausgeschlossen. Vorsitzender der SED/PDS wurde im Dezember
1989 Gregor Gysi; im Februar 1990
wurde Gysi als Vorsitzender
der PDS bestätigt, Hans Modrow wurde Ehrenvorsitzender der Partei.
Bei den ersten freien und zugleich letzten Volkskammerwahlen in
der DDR am 18. März 1990 erreichte die PDS 16,4 Prozent. Bei den
darauf folgenden Kommunalwahlen in der DDR und den Landtagswahlen im Oktober
1990 musste sie dann zum Teil deutliche Verluste hinnehmen; ihr schlechtestes
Ergebnis erzielte sie in Thüringen mit 9,7 Prozent. Bei den ersten
gesamtdeutschen Bundestagswahlen am 2. Dezember 1990 erhielt die PDS im
„Wahlgebiet Ost” 11,1 Prozent der Stimmen, im Westen 0,3 Prozent (und damit
bundesweit 2,4 Prozent) und zog entsprechend der für die Bundestagswahlen
1990 geltenden Sonderregelung mit 17 Abgeordneten in den Deutschen Bundestag
ein. Vorsitzender der PDS-Gruppe im Bundestag (der Fraktionsstatus blieb
ihr wegen Nichterreichens der Fünfprozenthürde versagt) wurde
Gregor Gysi.
Im Januar 1993 verabschiedete die PDS ihr Grundsatzprogramm. In
ihm bekennt sie sich zu ihrer „eigenen Verantwortung für die Entstellung
der sozialistischen Idee” in der Vergangenheit, für die „Irrtümer,
Fehler und Verbrechen, die im Namen des Sozialismus begangen wurden”,
und stellt sich der Konfrontation mit ihrer Geschichte. Sie versteht sich
als „Zusammenschluss unterschiedlicher Kräfte”, die das Engagement
für eine tief greifende Veränderung der Gesellschaft im Sinn
eines demokratischen Sozialismus und der Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit
eint. Dem Erbe von Marx und Engels verpflichtet, sieht sie in der Überwindung
der Herrschaft des Kapitals eine Grundvoraussetzung für eine sozial
gerechte und demokratische Gesellschaftsordnung. Sie vertritt insbesondere
die Interessen der Menschen in Ostdeutschland, die durch die deutsch-deutsche
Einigung sozial, wirtschaftlich und politisch ins Abseits geraten sind. Die
PDS bekennt sich klar zu den demokratischen Prinzipien des Grundgesetzes.
Auf dem Parteitag im Januar 1993 wurde Lothar Bisky zum neuen Parteivorsitzenden
gewählt.
Bei den Bundestagswahlen 1994, bei denen die Fünfprozentklausel
wieder für das gesamte Wahlgebiet der Bundesrepublik galt, erreichte
die PDS zwar nur 4,4 Prozent der Stimmen; da sie aber vier Direktmandate
(Gregor Gysi, Stefan Heym,
Christa Luft und Manfred Müller) gewonnen hatte, erhielt sie ihrem
Zweitstimmenanteil entsprechend 30 Bundestagssitze. Stefan Heym eröffnete
als Alterspräsident die erste Bundestagssitzung der 13. Legislaturperiode;
nach seinem Rücktritt von seinem Abgeordnetenmandat übernahm
mit Heinrich Graf von Einsiedel ebenfalls ein PDS-Abgeordneter das Amt
des Alterspräsidenten. Vorsitzender der PDS-Bundestagsgruppe wurde
wieder Gregor Gysi.
Bei den Landtagswahlen 1994 in den fünf neuen Ländern
konnte die PDS wieder deutlich hinzugewinnen: Ihr schlechtestes Ergebnis
waren nun 16,5 Prozent in Sachsen, ihr bestes 22,7 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern.
In vier der fünf ostdeutschen Landtagen stellte sie die drittstärkste
Fraktion, in Brandenburg sogar nach der SPD die zweitstärkste.
An der Regierung wurde sie jedoch in keinem der fünf Länder
direkt beteiligt – SPD und vor allem CDU lehnten auf Landesebene eine
Koalition mit der PDS, die sie für politik- und regierungsunfähig
und nichts anderes als die alte SED mit lediglich neuem Namen halten, strikt
ab. Nur in Sachsen-Anhalt regierte die rotgrüne Minderheitskoalition
unter Reinhard Höppner (SPD) mit Tolerierung der PDS. Auf kommunaler
Ebene dagegen kooperierten in Ostdeutschland sowohl SPD wie auch CDU in
vielfältiger Weise mit der PDS; so stützten sich z. B. PDS-Bürgermeister
auf die Stimmen von CDU-Stadträten und umgekehrt.
Das Ergebnis der Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt am 26. April
1998 – für die PDS mit 19,5 Prozent in etwa das gleiche Ergebnis
wie 1994 (19,9 Prozent), leichte Zugewinne für die SPD, herbe Verluste
für die CDU, Ausscheiden der Grünen aus dem Landtag – entfachte
erneut eine heftige Diskussion über die Koalitions- und Regierungsfähigkeit
der PDS: Die CDU lehnte eine Zusammenarbeit mit der PDS weiterhin ausnahmslos
ab; die SPD-Landesverbände in Sachsen-Anhalt und den anderen ostdeutschen
Ländern befürworteten eine Kooperation, zumindest eine partielle,
die Bundes-SPD dagegen sprach sich – vor allem auch angesichts der bevorstehenden
Bundestagswahlen – gegen jegliche Zusammenarbeit mit der PDS aus. Am Ende
kam in Sachsen-Anhalt erneut eine von der PDS tolerierte SPD-Minderheitsregierung
zustande. Die Versuche der CDU, das „Paktieren” der SPD mit der „SED-Nachfolgeorganisation”
im Bundestagswahlkampf gegen die SPD zu instrumentalisieren, wurden durch
Hinweise auf die effektive CDU/PDS-Zusammenarbeit in zahlreichen ostdeutschen
Kommunen ad absurdum geführt.
Die Wahlen zum Deutschen Bundestag und zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern
am 27. September 1998 brachten für die PDS entscheidende Zugewinne:
Bei den Bundestagswahlen erreichte sie 5,1 Prozent und zog – nun erstmals
in Fraktionsstärke – mit 36 Abgeordneten in den Bundestag ein; Fraktionsvorsitzender
wurde Gregor Gysi. In Mecklenburg-Vorpommern
verbesserte die PDS ihr Ergebnis leicht auf 24,4 Prozent und blieb drittstärkste
Fraktion, während die SPD die CDU, die deutlich verlor, als stärkste
Fraktion ablöste. Nachdem die Koalitionsgespräche der SPD
mit der CDU rasch gescheitert waren, schlossen SPD und PDS nach langwierigen
Verhandlungen, bei denen es auch um die Art der Zusammenarbeit – Koalition
oder Tolerierung – ging, am 2. November 1998 formal einen Koalitionsvertrag,
und am 3. November 1998 konstituierte sich die erste rot-rote Landesregierung
der Bundesrepublik. Ministerpräsident wurde der SPD-Landesvorsitzende
Harald Ringstorff, stellvertretender Ministerpräsident wurde der
PDS-Landesvorsitzende Helmut Holter. Gysi
bezeichnete die Bildung dieser ersten rot-roten Regierung als „historische
Zäsur” und nannte sie wegweisend für andere ostdeutsche Länder;
die Bundes-SPD beobachtete die Regierungsbildung dagegen mit Skepsis. Trotz
der Beteiligung der PDS an der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern
blieb die PDS unter Beobachtung durch den Verfassungsschutz, da ihre Verfassungsmäßigkeit
weiterhin in Zweifel gezogen wurde. Auf ihrem Parteitag im Januar 1999
beschloss die PDS – vor dem Hintergrund ihrer Wahlerfolge und ihrer Regierungsbeteiligung
–, ein neues Parteiprogramm zu erarbeiten, das die Partei bis zu den
nächsten Bundestagswahlen auch auf Bundesebene koalitionsfähig
machen soll.
Im Europa- und Landtagswahljahr 1999 konnte sich die PDS auf Bundesebene
weiter stabilisieren und in den ostdeutschen Bundesländern ihre
Position weiter ausbauen: Bei den Europawahlen im Juni erreichte sie
5,8 Prozent und zog damit erstmals ins Europäische Parlament ein.
Aus den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen im September 1999
ging sie mit Zugewinnen von jeweils um die 5 Prozentpunkte als zweitstärkste
Partei nach der CDU und vor der SPD hervor; in Brandenburg gewann sie
ebenfalls deutlich hinzu und wurde hier drittstärkste Fraktion. Ihre
Gewinne verdankte die PDS in erster Linie dem Einbruch der SPD, deren
Regierungspolitik auf scharfe Kritik bei der traditionellen Linken im
Allgemeinen und auf deutliche Ablehnung bei ihrer potentiellen Klientel
in den ostdeutschen Ländern im Besonderen gestoßen war.
Auf dem Parteitag der PDS im April 2000 kündigten die beiden
Integrationsfiguren der Partei, Lothar Bisky und Gregor Gysi, an, sich nicht mehr zur Wiederwahl
zu stellen. Grund für ihren Rückzug aus der Parteiführung
war u. a. die seit langem schwelende Auseinandersetzung innerhalb der PDS
zwischen Reformern und Orthodoxen. Nachfolger Gysis im Fraktionsvorsitz wurde
im Oktober 2000 Roland Claus; und auf einem Sonderparteitag ebenfalls im
Oktober wählte die PDS Gabriele Zimmer zur Parteivorsitzenden. Zudem
stimmte der Parteitag mit großer Mehrheit im Grundsatz für eine
Zusammenarbeit mit der SPD, d. h. für bilaterale Gespräche auf
allen Ebenen und für die Möglichkeit einer Koalition auch auf
Bundesebene.
Für kontroverse Diskussionen inner- und außerhalb der
Partei sorgte der im April 2001 vorgestellte Entwurf eines neuen Grundsatzprogramms.
In diesem Entwurf hielt die PDS zwar weiterhin am Ziel des Sozialismus
fest, modifizierte aber eine ganze Reihe von sozialistischen Grundpositionen
der Vergangenheit, beschritt vor allem in der Eigentumsfrage, einer
der Grundfragen der sozialistischen Bewegung, neue Wege. So sieht sie
z. B. im „allumfassenden Staatseigentum” nicht mehr die einzige Alternative
zum kapitalistischen Eigentum, sondern in „Eigentumsformen, die es am
ehesten erlauben, die menschlichen Grundgüter effizient bereitzustellen
und gerecht zu verteilen”; sie befürwortet fallweise sogar den Übergang
bisher staatlichen Eigentums in private Verfügung, erteilt aber
„allen Entwicklungen, die die Dominanz der Kapitalverwertungsinteressen
stärken” eine klare Absage. „Unternehmertum und betriebswirtschaftliches
Gewinninteresse” werden erstmals als wichtige Voraussetzungen für
Innovation und Effizienz eingeschätzt; die allgegenwärtige „gesamtgesellschaftliche
Dominanz von Profit” aber ist für sie weder mit ihrer Vorstellung
von Gerechtigkeit noch mit der im Grundgesetz gebotenen Verpflichtung
durch das Eigentum vereinbar. Zudem setzte sich die PDS in ihrem Programmentwurf
mit der Rolle der SED in der DDR auseinander, konstatierte die fehlende
Fähigkeit und Bereitschaft der SED, „Sozialismus mit Demokratie und
Freiheit zu verknüpfen”, und, daraus folgend, „schmerzliche Fehler,
zivilisatorische Versäumnisse und auch unentschuldbare Verbrechen”.
Die Parteilinke, allen voran die Kommunistische Plattform, lehnte den
Entwurf, insbesondere die Neubewertung der Eigentumsfrage, als unzureichend
und nicht mehrheitsfähig ab; die außerparteiliche Kritik qualifizierte
den Entwurf als wahltaktische Anbiederung an die SPD oder warf ihm mangelnde
Neuausrichtung vor. Wenige Tage vor der Veröffentlichung des Programmentwurfs
hatte sich die Parteiführung für die 50 Jahre zuvor, im April
1946 vollzogene Vereinigung von KPD und SPD zur SED und die damit verbundenen
Repressionen entschuldigt und war auch mit dieser Aktion auf geteiltes Echo
gestoßen.
Erneut harscher Kritik und schweren Anfeindungen ausgesetzt sah
sich die PDS im Vorfeld des 40. Jahrestages des Baus der Berliner Mauer
am 13. August 2001. Die PDS lehnte es ab, wie von vielen Seiten gefordert,
sich für den Bau der Mauer zu entschuldigen, mit der Begründung,
solche Rituale würden nichts klären. Stattdessen bekräftigte
sie wiederholt, dass die Einschränkung der Freizügigkeit durch
die Mauer und die zahlreichen Toten an der Mauer durch nichts zu rechtfertigen
seien. Großen Teilen des politischen Spektrums in Deutschland,
allen voran der CDU/CSU und der FDP, genügte diese Erklärung
jedoch nicht. Neue Nahrung erhielten die Anfeindungen der konservativen
Parteien gegenüber der PDS und nun auch der SPD, als in Berlin SPD
und Grüne im Juni 2001 gemeinsam mit der PDS den CDU-Bürgermeister
Eberhard Diepgen stürzten und der anschließend konstituierte
rotgrüne Berliner Übergangssenat auf die Unterstützung
der PDS angewiesen war. Die politische Auseinandersetzung fiel nun zeitweise
in das Blockschema aus den Zeiten des Kalten Krieges zurück.
Aus den vorgezogenen Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus im Oktober
2001 ging die PDS mit 22,6 Prozent der Stimmen als drittstärkste
Kraft hinter der SPD und der CDU hervor, wobei sie im Ostteil der Stadt
fast 50 Prozent der Stimmen gewonnen hatte, und bot sich damit als Koalitionspartner
der SPD an. Die aber versuchte unter ihrem Regierenden Bürgermeister
Klaus Wowereit, in Rücksicht auf die Vorbehalte gegen eine rot-rote
Koalition, zunächst eine Koalition mit den Grünen und der FDP
zustande zu bringen; erst als dieser Versuch nach langwierigen Verhandlungen
gescheitert war, nahm sie Gespräche mit der PDS auf, die rasch in
einen Koalitionsvertrag mündeten. Diesem Vertrag stellten SPD und
PDS eine Präambel voran, in der sich die PDS u. a. von den Unrechtstaten
ihrer Vorgängerorganisation SED wie der Zwangsvereinigung der SPD
und der KPD zur SED 1946, der Niederschlagung des Volksaufstandes von
1953 und dem Bau der Berliner Mauer 1961 distanzierte. Zudem verpflichteten
sich in der Präambel beide Koalitionspartner zu „bundesfreundlichem
Verhalten”. Auch dies bezog sich in erster Linie auf die PDS, hatte sie
doch als einzige der im Bundestag vertretenen Parteien grundsätzlich
den Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der NATO am Krieg gegen Afghanistan
abgelehnt und diesen Krieg überhaupt verurteilt und sich damit, nachdem
auch die Grünen für den Bundeswehreinsatz gestimmt hatten, als
einzige pazifistische Partei empfohlen. Für ihr ablehnendes Verhalten
war die PDS insbesondere vom SPD-Vorsitzenden und Bundeskanzler Gerhard
Schröder scharf kritisiert worden. In der neuen Berliner Landesregierung,
die am 17. Januar 2002 gewählt wurde, erhielt die PDS drei der insgesamt
acht Senatorenposten, darunter das Wirtschaftsressort, das bis zu seinem
Rücktritt im Juli 2002 Gregor Gysi
innehatte.
Die Bundestagswahlen am 22. September 2002 bedeuteten für
die PDS erst einmal das bundespolitische Aus: Mit nur 4 Prozent der
Stimmen scheiterte sie an der Fünfprozenthürde und war nun
mit nur mehr zwei Abgeordneten, die Direktmandate gewonnen hatten, im
Bundestag vertreten. Auch die gleichzeitig stattfindenden Landtagswahlen
in Mecklenburg-Vorpommern markierten einen schweren Rückschlag für
die Partei: Hier verlor die PDS gegenüber 1998 knapp ein Drittel
des Stimmenanteils und kam auf nur noch 16,4 Prozent. Die Koalition mit
der SPD wurde, wenn auch unter schwierigeren Bedingungen, fortgeführt.
Das schlechte Abschneiden der PDS auf Bundesebene ließ sich u. a.
auf das Fehlen markanter Führungspersönlichkeiten und Wahlkampfthemen
zurückführen sowie auf die Zuspitzung des Wahlkampfs auf die
Polarisierung zwischen SPD und CDU/CSU.
Die Niederlage bei den Bundestagswahlen stellte die Partei vor
die Frage nach ihrem künftigen Kurs, und beschwor damit zugleich
einen schweren innerparteilichen Konflikt herauf, und zwar einen Konflikt
zwischen Pragmatikern, die eine Kooperation mit der SPD wo immer möglich
und nötig befürworteten, und den Parteilinken, die die PDS
in der Rolle einer gestaltenden, sich nicht opportunistisch anderen Parteien
andienenden Oppositionskraft sahen und die eine zweite sozialdemokratische
Partei in Deutschland für überflüssig hielten. In diesem
Konflikt konnten sich auf dem Parteitag der PDS am 12./13. Oktober 2002
in Gera die Linken unter der Vorsitzenden Gabriele Zimmer durchsetzen.
Die Pragmatiker wie Dietmar Bartsch und Petra Pau verzichteten auf eine
neuerliche Kandidatur für den Parteivorstand, der sich nun fast ausschließlich
aus Kritikern einer Regierungsbeteiligung der PDS zusammensetzte.
3 ORGANISATION
Die Partei ist untergliedert in Landesverbände (entsprechend
der politischen Gliederung der Bundesrepublik), nachgeordnete Gebietsverbände
sowie Organisationen an der Basis, die nach territorialen, betrieblichen,
interessensgemeinschaftlichen und anderen Gesichtspunkten gebildet werden
können. Oberstes Organ ist der Bundesparteitag, der sich vor allem
aus Delegierten der Landes- und Gebietsverbände zusammensetzt und
für jeweils zwei Jahre gewählt wird. Er beschließt das
Programm der Partei, ihre Strategie und Politik, und er wählt den Parteivorstand,
d. h. den Vorsitzenden der Partei, seine drei Stellvertreter, den Bundesgeschäftsführer
und den Bundesschatzmeister. Der Parteivorstand ist das oberste politische
Organ zwischen den Parteitagen und beschließt vor allem den konkreten
politischen Kurs der Partei. Der Parteirat, das dritte Organ der PDS auf
Bundesebene, hat in erster Linie beratende und kontrollierende Funktion
gegenüber dem Parteivorstand; ihm gehören gewählte Vertreter
der Landesverbände, des Rates der Alten und der Bundestagsgruppe an.
Nicht eigenständige Gliederungen, sondern Teil der Partei sind die
verschiedenen Zusammenschlüsse, die Arbeits-, Interessengemeinschaften
und Plattformen (AGs, IGs und PFs), wie etwa die AG Betriebe und Gewerkschaften,
die AG Bildungspolitik, die AG Junge GenossInnen und die Kommunistische
Plattform der PDS. Die Partei hatte im Jahr 2000 eigenen Angaben zufolge
etwa 86 000 Mitglieder; der weitaus größte Teil kommt aus Ostdeutschland.
In den fünf neuen Ländern hat sich die PDS als drittstärkste
politische Kraft etabliert, in den alten Bundesländern dagegen
ist sie nur marginal vertreten und ihr Wählerpotential sehr gering.
Dass sie in Westdeutschland kaum präsent ist, ist u. a. darauf zurückzuführen,
dass sich die PDS selbst dezidiert als Vertreterin der ostdeutschen
Belange versteht sowie auf die vielen ungelösten Fragen, denen
sich die PDS aufgrund ihrer DDR/SED-Vergangenheit konfrontiert sieht,
wie etwa dem Vorwurf der IM-Tätigkeit („inoffiziellen Mitarbeit”)
für die Stasi, der gegenüber zahlreichen PDS-Mitgliedern, allen
voran Gregor Gysi, erhoben
wird, und dem zwielichtigen Umgang der PDS mit dem SED-Vermögen.
Verfasst von:
Mechthild Weißer
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Thatcherismus, Bezeichnung für
das von 1979 bis 1990 unter der Federführung der englischen Premierministerin
Margaret Thatcher praktizierte Modell eines radikalen wirtschaftlichen und
politischen Liberalismus in Großbritannien. Der Thatcherismus vollzog
sich vor allem auf den Feldern der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik
und hatte weit reichende Auswirkungen auf die Organisation der staatlichen
Verwaltung. Zur Reduktion des Staatsdefizits wurde eine konsequent angebotsorientierte
Wirtschaftspolitik unter Zurücknahme der Staatsquote verfolgt, die
von einer beispiellosen Privatisierungs- und Reprivatisierungswelle staatlicher
Unternehmen flankiert wurde. Bei der monetaristischen Finanzpolitik stand
die Bekämpfung der Inflation im Vordergrund, die von einer Einschränkung
der öffentlichen Ausgaben, Subventionsabbau, Zinserhöhungen und
einer Reduzierung der Einkommensteuer begleitet wurde. Sozialpolitisch wirkte
sich der strikte Sparkurs vor allem in einem drastischen Abbau der Sozialleistungen
aus. Trotz seiner Erfolge bei der Belebung der Konjunktur und der Inflationseindämmung
führte der Thatcherismus zu einem exorbitanten Anstieg der Arbeitslosenquote
und zu einer Verschärfung der Kluft zwischen Arm und Reich.
Verfasst von:
Roland Detsch
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( Allgemeine Copyrightanmerkungen
des Autors )
Neoliberalismus
Neoliberalismus, wirtschafts- und sozialphilosophische Denkrichtung auf
der Grundlage der traditionellen Werte des klassischen ökonomischen
Liberalismus. Das Funktionieren der freien Marktwirtschaft bleibt dabei jedoch
nicht dem freien Walten des Laissez-faire-Prinzips überlassen; vielmehr
soll der Staat Wettbewerbsbedingungen herstellen, unter denen die Marktteilnehmer
im Wirtschaftsprozess frei agieren können und gleiche Ausgangsbedingungen
in ihrem Leistungswettbewerb finden. Nach neoliberaler Auffassung wird das
Wohl der Gesellschaft am besten gefördert, wenn sich die private wirtschaftliche
Initiative und das Leistungsprinzip im Rahmen einer marktkonform gestalteten
Wirtschafts- und Sozialordnung entfalten können.
Die Lehre des Neoliberalismus wurde Ende der dreißiger Jahre des
20. Jahrhunderts von den Nationalökonomen Wilhelm Röpcke, Friedrich
August von Hayek und Walter Eucken begründet. Mit ihrer neuen Lehre
zogen sie Schlussfolgerungen aus der Weltwirtschaftskrise von 1929, deren
Ursachen sie u. a. dem ungezügelten Ablauf kapitalistischer Wirtschaftsmechanismen
nach den Regeln des ökonomischen Liberalismus zuschrieben. Mit der kritischen
Rückbesinnung auf den Liberalismus und dessen Erneuerung im Zeichen
einer stärkeren ordnungspolitischen Rolle des Staates verstand sich
der Neoliberalismus auch als theoretische Antwort auf die von John Meynard
Keynes entwickelten Vorschläge, dem Staat einen regulierenden Einfluss
auf das Wirtschaftsgeschehen zu geben.
Gegenüber einer – wie im Keynesianismus – zum Interventionismus und
Dirigismus neigenden Wirtschaftspolitik fordert der Neoliberalismus vom Staat,
den Menschen grundsätzliche Freiheit in ihren wirtschaftlichen Tätigkeiten
zu gewähren und auf Eingriffe in den Wirtschaftsprozess (z. B. durch
Subventionen) zu verzichten. Andererseits soll er die marktwirtschaftliche
Ordnung aktiv mit dem Ziel gestalten, freies Wirtschaften im Prinzip für
alle zu ermöglichen. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören dabei:
• Schutz vor privatwirtschaftlicher Marktmacht z. B. durch Monopole und
Kartelle, die Kraft ihrer Marktposition den Wettbewerb einschränken,
• Gewährleistung eines freien Zugangs zum Markt und Offenheit des
Wettbewerbs, so dass Konkurrenten nicht behindert werden,
• weitgehende Privatisierung des Staatseigentums, damit der Staat nicht
selbst als wirtschaftlicher Machtfaktor wettbewerbsverzerrend auf dem Markt
agiert.
Um soziale Härten auszugleichen, die ein offenes Wettbewerbssystem
mit sich bringt, schlägt der Neoliberalismus eine Sozialpolitik vor,
die den Bürger zu Selbsthilfe und selbstverantwortlicher Vorbeugung,
z. B. im Rahmen eines ausgebauten Versicherungswesens, motiviert.
Unter dem Einfluss der vor allem von Walter Eucken begründeten Freiburger
Schule prägte sich in Deutschland der Neoliberalismus in der Form des
so genannten Ordoliberalismus aus. Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse nach dem 2. Weltkrieg räumte er dem Staat eine stärkere
Verantwortung für die Herstellung und Sicherung sozialer Gerechtigkeit
ein; staatliche Interventionen zur sozialen Sicherung wurden als zulässig
betrachtet, wenn sie wirtschaftskonform erfolgten.
Die theoretischen Grundlagen des Neo- bzw. Ordoliberalismus prägten
das Konzept der sozialen Marktwirtschaft, das die Bundesrepublik Deutschland,
mit dem Neoliberalen Ludwig Erhard als Wirtschaftsminister, zum wirtschaftlichen
Aufstieg führte.
Verfasst von:
Wieland Eschenhagen
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des Autors )
Traditionalismus, weltanschauliche
Haltung, die unabhängig von der konkreten historischen Situation am
Hergebrachten, am Überlieferten festhält und Traditionen um der
Tradition willen aufrechterhält. Der Traditionalismus ist ebenso wie
der Konservatismus als Reaktion auf die Französische Revolution entstanden.
Die im 18. Jahrhundert einsetzende Aufklärung und der damit verbundene
Ruf nach Selbstbestimmung des Menschen wurde als Eingriff in die gottgegebene
und gottgewollte Ordnung abgelehnt. Ebenso wie die Französische Revolution
heute für ein erstes Umsetzen der aufklärerischen Gedanken in politische
und soziale Praxis steht, so stand sie für die Anhänger des Traditionalismus
für die entscheidende Abkehr des Menschen vom rechten, von Gott vorgegebenen
Weg. Durch diese erneute Hinwendung zur Religion wurden der Klerus und seine
Anhänger zu den wichtigsten Trägern des Traditionalismus.
In neuerer Zeit ist Traditionalismus nicht mehr zwingend an kirchlich-religiöse
Vorstellungen gekoppelt. Aufgrund der Unübersichtlichkeit und Undurchdringlichkeit
moderner Gesellschaften stellt Traditionalismus eher den Versuch dar, bewusste
Veränderungen gewachsener Strukturen zu verhindern. Traditionalisten
übersehen dabei, dass die bewusste Hinwendung zu oder die Aufrechterhaltung
einer Tradition etwas anderes darstellt als unhinterfragt gelebte Tradition.
Tradition muss Reflexion nicht ausschließen, Traditionalismus wird
aber, nachdem die Reflexion einmal eingesetzt hat und somit die Veränderungen
in der Gesellschaft bewusst geworden sind, unmöglich.
Verfasst von:
Wolfgang Habermeyer
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Soziale Marktwirtschaft, eine wirtschaftspolitische
Konzeption, die eine freie Marktwirtschaft, mit begrenzten ordnungspolitischen
Eingriffen des Staates, anstrebt, in der ein sozialer Ausgleich stattfindet.
Als wirtschaftlicher Grundpfeiler gilt eine an der Preisstabilität
orientierte Geldpolitik unter der Führung einer unabhängigen Notenbank
(siehe Zentralbank). Politisch soll die soziale Marktwirtschaft ein hohes
Maß an individuellen Freiheiten gewährleisten. Um die Entstehung
wirtschaftlicher Monopole zu begrenzen und die politische Macht der Wirtschaft
zu begrenzen, führt der Staat zusätzlich eine aktive Wettbewerbspolitik
durch. Da der Staat lediglich einen Rahmen für das Handeln der Wirtschaftssubjekte
festlegt, wird die soziale Marktwirtschaft auch als „staatlich gelenkte
Marktwirtschaft” bezeichnet.
Der Zusatz „sozial” weist darauf hin, dass in das System auch soziale Sicherungen
für die Bevölkerung eingebaut sind. In diesem Sinne stellt die
soziale Marktwirtschaft den Versuch einer Synthese zwischen wirtschaftlicher
Leistungsfähigkeit und sozialer Gerechtigkeit dar. Das Konzept der sozialen
Marktwirtschaft entwickelte die so genannte „Freiburger Schule”, eine Gruppe
von Ökonomen an der Universität Freiburg, zwischen 1930 und 1950.
Geprägt wurde der Begriff im Jahr 1947 durch den Ökonomen Alfred
Müller-Armack.
In der Bundesrepublik Deutschland ist der Begriff der sozialen Marktwirtschaft
vor allem mit Ludwig Erhard verbunden, der dieses Konzept als Bundeswirtschaftsminister
im ersten Kabinett der neu gegründeten Bundesrepublik ab 1949 umsetzte.
Seither gehört die soziale Marktwirtschaft zu den Eckpfeilern der deutschen
Gesellschaftsordnung. Die gesamtwirtschaftlichen Ziele der sozialen Marktwirtschaft
– Vollbeschäftigung, stetiges Wirtschaftswachstum, Stabilität
des Preisniveaus sowie außenwirtschaftliches Gleichgewicht – wurden
1967 im „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums”
– kurz Stabilitätsgesetz genannt – formuliert. Die Einführung
der sozialen Marktwirtschaft fiel zeitlich mit dem so genannten Wirtschaftswunder
zusammen, einem beispiellosen Wirtschaftsaufschwung in der Geschichte der
Bundesrepublik.
Seit Mitte der neunziger Jahre kommt es verstärkt zu politischen Diskussionen
über die „Bezahlbarkeit des Sozialstaates” und somit zur Infragestellung
des wirtschaftspolitischen Konzeptes der sozialen Marktwirtschaft insgesamt.
Verfasst von:
Ulrich Jamin-Mehl
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( Allgemeine Copyrightanmerkungen
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Gewalt
Gewalt, die rücksichtslose Anwendung von phys. und/oder psych.
Zwang gegenüber einem anderen, um diesem Schaden zuzufügen bzw.
ihn der Herrschaft des G. Ausübenden zu unterwerfen oder um solcher
G. (mittels Gegengewalt) zu begegnen. Das Gewaltmonopol des Staates ermöglicht
diesem einerseits die Verwirklichung der Freiheits-, Rechts- und Wohlfahrtsordnung
für die Bürger, unterliegt andererseits jedoch verfassungsmäßigen
Bindungen und Begrenzungen. Sofern der Staat einseitig oder völlig von
bestimmten gesellschaftl. Gruppen oder Klassen beherrscht wird, entsteht
(systembedingte) strukturelle Gewalt. Im Marxismus und in von ihm beeinflussten
revolutionären Theorien wird die Rolle der polit. und staatl. G. in ihrer
geschichtl. Notwendigkeit begründet. Ihnen stehen wiss. Bemühungen
gegenüber, die die Ursachen von Frustration und Aggression sozialer Gruppen
untersuchen und die Voraussetzung für polit. Aufklärung, rationale
Auseinandersetzung und Institutionalisierung von Konflikten erforschen.
Im Strafrecht ist G.- als Einsatz phys. Kraft zur Beseitigung eines
wirkl. oder vermuteten Widerstandes- häufig Tatbestandsmerkmal einer
strafbaren Handlung, z.B. bei Vergewaltigung. Nach der neueren Rechtsprechung
bedeuten auch die Anwendung berauschender oder narkot. Mittel sowie die Hypnose,
das Erzwingen oder das bewusste Verhindern des Überholens im Straßenverkehr
Anwendung von Gewalt.
(c) Meyers Lexikonverlag.
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Nachricht:
#230570,
Beitrag von charly1, 26.06.03, 12:32:17 Uhr
Just sachergänzt u. illustriert:
Gefunden & Gefressen (aus-gearbeitet)
[noch Pechschwarz & Knallrot.]
Liebe MittelstandsunternehmerInnen der Maischbergerklientel im global
village!
Verehrte Doktores!
„Natürlich“ war das gestrige Gespräch „Maischberger, Späth,
Gysi“ für mich ein „gefundenes Fressen“, Munition für meine eigene
Beteiligung am „sportlichen Wettkampf der Systeme“ in der Öffentlichkeit
des allgemeinen zugänglichen Teils unseres Internet. Mein Sonderinteresse
am deutschen Top-Journalismus aber mag es verzeihlich erscheinen lassen,
wenn ich der Systemauseinandersetzung zuvor eine speziell auf Frau Maischberger
zugeschnittene Frage vortrage. :
Was ist es, das eine „Freie Journalistin“
veranlassen kann,
an dieser Stelle [1] von einem MUSS zu
sprechen?
Hier der Hintergrund meiner – ausgesprochen gespektvoll und wahrhaftig
intendierten – Frage. :
Sterbliche Geschöpfe MÜSSEN sterben. Todsicher.
„Göttliche“ wird unsere begnadete SM von mir gelegentlich – nur scherzhafterweise
– genannt. Wie auch ich selber, MUSS Frau Maischberger sterben. Todsicher.
Real lebt sie nun einmal nicht als Unsterbliche in olympischen Höhen.
Todsicher nicht. Warum also erhoffe ich mir von einer wahren Master-Journalistin
die sittliche und möglichst auch wirtschaftliche Potenz, NEIN
zu sagen, wenn es um die Kommentierung eines so sehr skandalträchtigen Todes-Falles, wie
den des Westfalen Jürgen Möllemann, exakt am Tage seines Sterbens
geht?
Wie ich selber täglich bei mir schmerzlich vermisse, vermisst auch
Frau Maischberger bei sich „intellektuelle Schärfe, klassische Bildung“.
(n-tv-Chat vom 20.02.2002 ) [2] Solche aber zu erringen, bleibt (auch)
mir jeden Tag harte Arbeit. – MÜSSEN aber, muss auch ich – letztlich
- nur sterben. Todsicher! --
Und dann aber erbitte ich mir (endlich) RUHE.
(„Requiescat in pace“.)--
Meine eingangs angekündigte „Systemauseinandersetzung“ formuliere
ich als „Anmerkung“ in meiner Mitschrift-Skizze „Pechschwarz & Knallrot“
vom 26.06.2003. Die Fertigstellung des verbalen Teiles dort, erlaube ich
mir später bekannt zu geben. Die Illustration aber ist schon jetzt fertig.
( http://www.schulte-schulenberg.de/n-tv/094.html )
Für das wohlwollende Verständnis meiner „Systemauseinandersetzung“
setze ich dann allerdings konkrete, persönliche Erfahrungen im Umgang
mit eigenem Unternehmerrisiko und der Verantwortungsbelastung eines Prinzipals
im System unserer „Sozialen Marktwirtschaft“ zwingend voraus.
Außerdem habe ich mit dem eigenen Familienserver gezieltere Anmeldungsmöglichkeiten
in der Suchmaschinenwelt. So sollen meine sozialpolitischen Beiträge
auch ferner Eingang in wissenschaftliche Abhandlungen finden, - wie ich
mir das natürlich sehr wünsche.
Es bleibt viel zu tun. Packen wir’s an! Gemeinsam.
Mit freundlichen Grüßen aus der „Busch-Kartause“ !
http://www.schulte-schulenberg.de/logaestein_.html
[1] SM (am 26.06.2003 n-tv-Displayzeit Uhr 21,17)
„[...]Wir hatten Sie ja eingeladen, schon am 5. Juni. Das war der Tag,
an dem dann bekannt wurde, dass Jürgen Möllemann in den Tod sprang.
Sind Sie in jeder Hinsicht froh gewesen, an diesem Tag nicht vor einer Kamera
gewesen zu sein? Weder in meiner Sendung, noch in der, die Sie ja gemeinsam
moderiert hatten, weil Sie`s dann thematisiert hätten MÜSSEN. [...]
[2] http://www.n-tv.de/2902238.html
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[1]
CDU-Änderungsvorschläge
01. Gesetz zur Modernisierung des Arbeitsrechts.
(Gesetzentwurf) (100 KB)
02. Herzog-Kommissionsvorschlag „Soziale
Sicherheit“. (Beschluss) (81 KB)
Streng wissenschaftliche Vergleichsstudie: "ROT"
01. Rote Bürger-Fahne.
(Sine nobilitate)
02. Rotes Nobel-Fähnchen.
(1,3 MB)
Streng wissenschaftliche Beweisführung: "SCHWARZ && ROT"
Der "Schwarzarbeiter"
- - - ist schwarz.
Die
"Fernsehdienerin" - - - liebt rot.
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