Gewalt & Wir.            (zugehört)

Soeben, 29.04.2002, Uhr 17,15
Zu Gast:
Dr. Harald Dörig, Elternvertreter Gutenberg-Gymnasium.
Christine Bergmann, Familienministerin.
Thema:
Amoklauf in Erfurt.
 

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(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
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SM  Sandra Maischberger
D     Dr. Harald Dörig
B      Christine Bergmann

START

SM
Anstecknadel vom Gutenberg-Gymnasiums jetzt hier bei Ihnen warum?
D
Wir wollen uns zeigen. (Gymnasiumshistorie)

SM
Wie haben Sie vom Vorfall erfahren, und was haben Sie dann gemacht?
D
Ich bin sofort zur Schule gefahren und habe eruiert. Ein Schüler hat über SMS mit seiner Mutter indirekt von dem noch eingeschlossenen, zweiten Sohn erfahren.

SM
Was kommt jetzt bei Ihnen körperlich hoch?
D
Phase jetzt Übelkeit,  Unwohlsein. Die beiden Söhne wirken gefasst. Es ist noch unklar, wann die (auch körperlichen) Reaktionen bei ihnen deutlicher werden.

SM
Ihr jüngerer Sohn wurde Zeuge der Erschießung einer Lehrerin?
D
Ja. Eine Lehrerin riss den Sohn in einen schützenden Raum, und der musste von dort aus erleben, wie auf dem Flur eine andere Lehrerin erschossen wurde. Der Sohn musste in Todesangst ausharren und beim Verlassen des Raumes an den ermordeten Lehrern (die noch dort – unabgedeckt - in ihrem Blut lagen) vorbei.

SM
Das Angebot der psychologischen Betreuung haben Sie für sich selber abgelehnt?
D
Ja. In der Familie haben wir besondere Möglichkeiten. Jedoch ist auch meine Frau augenblicklich im Rathaus um die sehr gute fachliche Betreuung dort zu begleiten.

SM
Die Diskussion um das Erfurter Ereignis ist auch politisch aktuell. Wie sehen Sie als Bundesrichter die derzeitigen Reaktionen der Politiker?
D
Kinder mit 14 Jahren sollten – auch in Schützenvereinen - nicht mit Waffen umgehen.
Insbesondere sollten keine Waffen mit nach Hause genommen werden dürfen. Diese gefährlichen Geräte sollten auf dem Gelände der Vereine bleiben.

SM
Wie schnell muss die Legislative reagieren?
D
Die Gelegenheit ist jetzt – z.B. für eine „Thüringer Novelle“ – günstig. Ich biete mich dem Minister zur Mitarbeit hiermit an.

SM
Illusion, Gewaltdarstellungen mit Haftungseffekten zu versehen - effizient?  (Computerspiele)
D
Ja.

SM
Gibt es die Gefahr, dass der Schrecken für die Schüler bleibt, wenn sie jetzt zuerst nicht wieder in diese Schule gehen müssen?
D
Nein. (Trauerarbeit etc. auch jetzt dort möglich.)

SM
Ihr Seminar über Gewalt am Gutenberg-Gymnasium, -  vor kurzer Zeit?
D
Unser Gymnasium galt als ein Ort der Gewaltlosigkeit. Das jetzige Phänomen war nicht in Sicht.

SM
Nach der Pause: Zugeschaltete Familienministerin zu dem öffentlich erhobenen Vorwurf, die Regierung habe Novellierung zur Bekämpfung von Gewaltverherrlichungen verschleppt.

PAUSE

SM
Beckstein: Jetzige Familienministerin habe Novellierung verschleppt. Wo haben Sie von den Ereignissen  in Erfurt erfahren?
B
Am Freitag, - fassungslos.

SM
Was kommt jetzt?
B
Analysen. Verhalten von Tätern und ihrem sozialen Umfeld im Verbrechensvorfeld.

SM
Anfang 2000 hat es nach Beckstein (nach Vorfall in Reichenhall) die Forderung gegeben, entsprechende Computerspiele zu verbieten. Haben Sie das verschleppt?
B
Nein. Wir haben uns um Jugendschutz bei Computerspielen, - Filtersoftware für Internetanwendungen etc. befasst. Dem gemeinsamen Entwurf hat Bayern sich aus Kompetenzgründen verweigert  (Ländersache). Jetzt arbeitet Bayern mit.

SM
Uns liegt ein „Referentenentwurf“ vor. Ist das identisch mit einem „Arbeitspapier“?
(Hat Beckstein gelogen?)
B
Ja.

SM
Bayern will generelles Verbot für Killerspiele. Die Regierung will Abstufungen. Was wird?
B
§ 131 StGB gibt die Möglichkeit, Entsprechendes zu verfolgen. Es fehlen Anzeigen.

SM
Jetzt konkretes Computerspiel mit Regie wie Fall Erfurt, - ist exemplarisch?
B
Wenn Jugendgefährdung für ein spezielles Produkt festgestellt ist, kann Strafverfolgung relevant werden. (Weitere Details zum anstehenden Novellierungsverfahren.)

SM
Was sind nach Ihrer Erkenntnis die Auslösungsfaktoren?
B
Kinder müssen den Umgang – auch mit Schund lernen. Eltern sind gefragt.
Es gibt eine Gewöhnung an Gewalt – und das gilt nicht nur für Computerspiele!! (TV)
Wichtig ist, dass Kinder gewaltfrei erzogen werden (können).

END

Bye!
charly1
( Carl-Elmar Schulte-Schulenberg )
 
 
 

Angebot der psychologischen Betreuung
Siehe auch Homepage der Praxis für Traumatherapie von Frau Roslies Wille-Nopens
(Frau Roslies Wille-Nopens schreibt im n-tv Maischbergerforum unter dem Alias "Mondfee")
und "Psychotrauma-Zentrum Niedersachsen e.V."
 
 

Gewalt, Verherrlichung von
Gewalt, Verherrlichung von, Darstellung von Gewalttätigkeiten gegen Menschen in grausamer oder unmenschlicher Weise, bei der die Gewalt verherrlicht oder die Grausamkeit verharmlost wird. Verherrlichung von Gewalt ist strafbar gemäß § 131 StGB (Strafgesetzbuch) und mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bedroht. Verboten ist die Herstellung, Einführung, Ausstellung und Verbreitung gewaltverherrlichender Inhalte in Schriften oder Massenmedien. Nicht unter das Verbot fällt allerdings die Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens und der Geschichte.

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