Soeben beim n-tv-Maischberger, 15.05.2002, Uhr 17,15
Zu Gast
Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie
Thema
SPD-Wahlkampf, Streik in der Metall-Industrie, Pläne von Späth für
das Wirtschaftsministerium, persönliche Zukunft
--SM Sandra Maischberger
(Zitate nur sinngemäß und ohne Gewähr. Protokollierung nur nach Interessenlage und zeitlicher Möglichkeit von C.Elmar Schulte-Schulenberg. Oder: „Omne quod recipitur – ad modum recipientis recipitur.“ )
--
START
SM
Wie gut wären Sie als Talkmaster?
M
---------Zuvor: Ich finde es fair, dass Sie mir so kurz nach Herrn Späth
(gestern) Gelegenheit zum Gespräch gegeben haben.----------
Er ist als Talkmaster nicht zu erreichen; jedoch werden wir zur Sache Wirtschaft
gute Gespräche haben. (Betont wechselseitige Wertschätzung und
Fairplaygewohnheiten)
SM
Was kann Herr Späth besser? Talken oder Wirtschaften?
M
Er hat – mit erheblicher Schuldenaufnahme – Gutes gemacht. Es war in der
Vergangenheit einfach „die Denke“ bei allen: Erst Schulden machen, - dann
werden wir sehen.
SM
Was hat Späth mit den Subventionen in Jena gemacht?
M
Gutes. Jedoch: Kurswert von Jenaoptik heute die Hälfte der Gesamtinvestitionen.
Die Hälfte der Gewinne kommen immer noch aus den Auslandsabteilungen.
SM
Radikalität in Reformmaßnahmen?
M
Radikalität als Begriff wird nicht funktionieren. Der „Patient Deutschland“
will keine Reformen. :-[[ ( (Um´s
"Verrecken" nicht - sieht charly1.)
SM
Späths Forderung nach neuem Ministerium clever? (Er kann dann
verändern, - Sie dagegen nicht)
M
Das Ministerium wird in der alten Form wieder hergestellt. Es wird um die
von Lafontaine vorgenommenen Einschnitte korrigiert. Das war meine Bedingung
(als Conditio sine qua non gestellt) an den Kanzler für meine weitere
Mitarbeit.
SM
4 MinisterInnen wurden vom Kanzler als DIE Stützen herausgestellt. Sie
waren nicht dabei. Warum nicht?
M
Ich bin kein Parteimitglied. Es sind die Personen als Parteimitglieder vor
dem Parteitag genannt und gemeint worden.
Ich will Sacharbeit machen und bin weniger Pr-orientiert. (Aber auch ich
sollte vielleicht mehr zu den Medien rennen.)
SM
Späth nimmt „Arbeit“ (von Riester) dann in das „Wirtschaftsministerium“.
Erfolgversprechend?
(Riester sagt, solche Arbeitspolitik sei "Verhökern auf dem Flohmarkt.")
M
Ambivalent. Erfahrungen zeigen Problemlage wegen der Komplexität der
Thematik. (Arbeit und Soziales) Das kann einer alleine – arbeitsmäßig
- nicht bewältigen.
SM
Sozialpolitische Details (bei Späth-Plänen) im Zugriff, - hilfreich?
M
Unser größtes Problem ist nicht die Frage nach der Hilfe für
den Kinderreichen (wir sollen froh sein, dass er Kinder hat), sondern nach
Wachstum.
Wir können über Sozialreformen diskutieren; jedoch reden wir uns
im Inneren schlecht, und exakt das verhindert Wachstum.
Die öffentliche Bemerkung (z.b.), - es sei bei uns wie in Argentinien
– ist ungeheuerlich und unkommentierbar blöd.
SM
Wir machen jetzt Werbung. (Sorry)
M
Werbung ist wichtig!
Werbe-PAUSE
SM
Wann (heute wie viel Uhr) werden die Tarifparteien sich einigen?
M
Wir werden sehen. Verhandlung verläuft moderat. Streikpläne sehen
keine Flächendeckung vor. Das wird die Wirtschaft nicht beschädigen.
Es geht momentan auch um Optik.
Die „4 vor dem Komma“ muss betriebsdifferenziert gesehen werden. Die Rücksichtnahme
auf die Lage eines Betriebes, auf die Lage einer Region, das ist wichtiger
als die Zahl vor dem Komma.
SM
Flächentarifsvertrag, - Zukunft?
M
Wegfall des Flächentarifsvertrages heißt: Jeder müsste mit
seinem Chef alleine verhandeln. Aber: Wir müssen flexibler werden.
SM
Ihre Erfahrung mit Verbandsarbeit?
M
Früher in der Privatwirtschaft nicht so ausgiebig.
SM
Kalte Aussperrungen: Bundesanstalt für Arbeit muss z.zt. nicht bezahlen.
Zukunft?
M
Nicht so heiß.
SM
Späths Planpragmatik?
M
Späth kann nicht so beginnen, wie in Jena: Ich entlasse jetzt zuerst
einmal so und so viele Leute.
SM
Gleichbehandlung im Gesellschaftsrecht? (Erbschaftssteuer)
M
Differenziert. „Zurück zu den sozialdemokratischen Werten heißt“:
Als Verfassungsinhalt kostbar, jedoch muss das fortgeschrieben
werden. Man kann nur verteilen, was vorhanden ist!!
SM
Was bieten Sie den Wählern Konkretes an?
M
Wir haben das Wachstumsniveau angehoben und müssen über 2 % kommen.
Die Staatsquote muss zurückgeführt werden. Exakt und verbindlich
voraussagen (versprechen, ankündigen) kann so etwas kein Mensch.
SM
Euro: Wähler kritisierte Euroumstellung zurecht? (Eichel sagte dazu:
Boykottiert die schwarzen Schafe im Einzelhandel)
M
Das ist Ok. Normal ist sauber umgerechnet worden. Unwetterkatastrophen
und Tomatenpreiserhöhung – andere Sache.
SM
Werden Sie in die SPD eintreten? (wg. günstigerer Wahlchancen)
M
Nein.
Meine Wiederwahlchancen, bitte (zur Unterscheidung von Lothar Späths
Eigeneinschätzung gestern): --- 80/20% für
mich. ;-)) ----
Und Kanzlerkandidaturen:
Unser Volk ist nicht so doof, dass es nur noch auf Show (FDP-Westerwelle)
reagiert.
END
Bye!
charly1
( Carl-Elmar
Schulte-Schulenberg )
Müller, Werner (*1946), Politiker (parteilos),
Bundeswirtschaftsminister (seit 1998).
Werner Müller wurde am 1. August 1946 in Essen geboren. Er studierte
Volkswirtschaft in Mannheim, Philosophie und Linguistik in Duisburg/Bremen,
war von 1970 bis 1972 Fachhochschullehrer in Rheinland-Pfalz und hatte daneben
verschiedene Lehraufträge an den Universitäten Mannheim und Regensburg.
Von 1973 bis 1980 war er als Referatsleiter bei der RWE AG tätig. 1980
trat er in den Düsseldorfer Strom- und Energiekonzern VEBA AG ein, war
ab 1990 Generalbevollmächtigter des Konzerns und ab 1992 Vorstand der
VEBA-Tochter VEBA Kraftwerke Ruhr AG. 1997 schied er aus der VEBA aus und
war als selbständiger Industrieberater tätig. Seit Anfang der neunziger
Jahre beriet er den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard
Schröder in energiepolitischen Fragen; nach dem Sieg der SPD bei den
Bundestagswahlen im September 1998 nahm Schröder, nun Bundeskanzler,
Werner Müller als Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
in sein Kabinett auf. Nach dem überraschenden Rücktritt Oskar Lafontaines
vom Amt des Bundesfinanzministers im März 1999 leitete Werner für
einen Monat kommissarisch auch das Finanzministerium.
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( Allgemeine Copyrightanmerkungen
des Autors )
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